Tagebuch – Auf dünnem Eis

Neulich habe ich mich bei der Pausenaufsicht an der Schule mit einer anderen Kursleiterin unterhalten. Die Unterhaltung begann damit, dass wir uns austauschten, was wir denn heute so im Kurs machen (sie bietet einen Backkurs an). Ich erzählte ihr, dass ich es schwierig finde, ein passendes Bastelprojekt auszuwählen, weil ich mich immer ein bisschen an den Jahreszeiten entlang hangele. Um die Weihnachtszeit herum haben wir natürlich Sterne, Weihnachtsmänner und dergleichen gestaltet. Jetzt im Januar möchte ich nicht bereits mit Frühjahrsthemen kommen. Es ist ein bisschen wie ein Bastelloch. Natürlich gibt es noch ganz viele Ideen, aber erstmal stand ich etwas leer da. Ja, es ist Winter, aber so richtig auch nicht, weil eben meistens kein Schnee liegt und die Temperaturen schon Frühling vorgaukeln. Dabei ist auch vom Licht her noch Winter. 

Dieses Phänomen erlebe ich auch im Leben. Nach Weihnachten wollen wir so schnell wie möglich allen Putz wieder wegräumen und weiter geht es im Alltag. Dabei braucht mein Biosystem noch Ruhe, Rückzug und Langsamkeit. Eben einen anderen Rhythmus wie im Sommer. Ich bin sehr froh, dass wir in Bayern immer noch mindestens bis zum 6.Januar Ferien haben. Das gibt etwas Raum zum Atem holen und Anlauf nehmen.

Wie setze ich das um? Nun ja, ich gebe zu, es gelingt mir nicht gut. Der Kalender meiner Woche 2 steht so vollgeschrieben, dass ich sehr achtsam sein muss, mit all dem, was da drin steht. Termine, Kurse, Elternabend. Beinah hätte ich mir sogar für das Wochenende noch einen Kurs auferlegt. Ich bin froh, dass ich mich dagegen entschieden habe. Input braucht auch Verdauungspausen. 

So hatte ich letzten Sonntag einen bildschirmfreien Tag – hat mir sehr gut getan. 

Unsere Spaziergänge sind noch nicht wieder zur Routine geworden, aber wir versuchen, jeden Tag eine Runde zu gehen. Und wenn es nur einmal um die Siedlung ist. Dabei habe ich noch ein unentdecktes Adventsfenster entdeckt, was mir sehr erheitert hat. Schon seit meiner Kindheit liebe ich Puppenhäuser!

Überwintern

Bei Carola im Blog hat mich ein Zitat aus dem Buch “Überwintern. Wenn das Leben innehält.” angesprochen. Das Buch steht schon lange auf meinem Wunschzettel, jetzt habe ich es mir bei einem Ausflug in den Buchladen gekauft und freue mich schon auf die Lektüre. 

Ich hoffe, im Buch eine Antwort zu finden auf die Frage, die sich mir beim Lesen des Zitates aufdrängte: Wer ist bereit, unsere Winterphasen im Leben zu tragen? Wenn wir so erschöpft oder orientierungslos sind, dass es schwer ist, unser Leben zu leben? Das hat ja auch mit wirtschaftlicher Versorgung zu tun. In welcher Gemeinschaft müssen wir eingebettet sein, dass wir überwintern können?

Ich bin gespannt, welche Antworten das Buch auf die Fragen hat. 

Unter meiner Alltagsstimmung liegt schon seit Tagen unterschwellig eine Traurigkeit. Sie ist mal mehr und mal weniger präsent. Es gibt schlappe und angespannte Tage. Der Gipfel meines Stresses war die zweite Impfung. Obwohl ich die erste wirklich ohne Impfreaktion überstanden habe – nichtmal mein Arm tat mir nennenswert weh – war alle Angst mit ihren Symptomen bei der zweiten Impfung zurück. Es ist ein ganz furchtbares Gefühl, da zu sitzen, zu zittern und zu heulen ohne wirklich etwas tun zu können. Entsprechend erschöpft war ich dann den Rest des Tages. Nicht von der Impfung, sondern von der Angst davor. 

Was aber wirklich schön ist und mich überraschend ausgeglichen hat: ich nehme gerade am Creative Freedom Bootcamp mit Amanda Grace teil. Die Übungen im Art Journal tun mir so gut und machen wirklich Freude, obwohl es auf den ersten Blick nur Gekritzel ist. So konnte ich gestern nach dem Kurs sogar noch am Elternabend teilnehmen, weil ich wieder ausgeglichen und reguliert war. Heute geht es mir viel besser. Es ist interessant, wie sich Anspannung auch unterschwellig aufbauen kann durch Themen, die wir im Alltag stemmen.

Unser Baum steht noch. Darunter sitze ich oft mit meinen Listen, Büchern und Notizen.
Der Mann hat mich beim Fotografieren für das Montagsvideo im nächsten Newsletter fotografiert.

Woran ich gerade arbeite

Auf dem Arbeitstisch liegen zahlreiche Aufgaben rund um den Ben Shahn Lettering Kurs, der Anfang Februar startet. Es ist immer sehr beeindruckend, wieviel Aufwand der Start eines Kurses im Hintergrund bedeutet. Zuerst habe ich eine Idee, dann überlege ich mir eine Kursstruktur dazu. Ich erstelle eine Verkaufsseite für den Kurs, wo ich die Features und Inhalte so beschreibe, dass hoffentlich meine Lust und Freude am Thema rüberkommt. Parallel erstelle ich ein Produkt bei Digistore, worüber ich meine Kurse verkaufe. Und dann noch den Kurs im Wirkraum, wo die Inhalte hinterlegt werden. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich noch nicht um die Inhalte gekümmert, aber schon eine lange Liste an Aufgaben für die Inhaltserstellung: welche Inhalte soll es als Video geben, welche braucht es als pdf, welche Bilder brauche ich und mit welchen Texten wollen wir arbeiten? Da sammelt sich einiges zusammen. Daran arbeite ich gerade.

Ausserdem wurde ich als Referentin gebucht für einen (leider schon ausgebuchten) Bulletjournaling Kurs. Auch den habe ich schon strukturiert und überlegt, wie er kurzweilig, interessant und sinnvoll gestaltet werden kann. Nun ist der nächste Schritt, die einzelnen Termine auszuarbeiten und mich gut vorzubereiten. 

Nebenbei kommen immer wieder kleine Aufgaben von meinen Bestandskundinnen herein. Hier eine Textänderung auf der Website, da ein Newsletter und dort ein Nachdruck für Postkarten. Für den nächsten Newsletter und Blogpost am Montag sammle ich schon Fotos und Ideen. Auf einem Spaziergang mit dem Mann habe ich kleine Videos aufgenommen, die ich übers Wochenende bearbeiten möchte.

Was schön ist

Sonnenschein, Eiskristalle, abgehakte Listen, kreatives Werkeln mit den Schulkindern, gutes nährendes veganes Essen auf dem Tisch, Kniffel-Runden mit der Familie, eine Praktikumszusage für die Großen, Blogleser*innen, die sich entschieden haben, mich mit einem Abo per monatlicher Überweisung zu unterstützen, Wertschätzung in der Blogteekasse, jede Buchung des neuen Kurses, ein Ausflug zum Buchladen, Menschen, mit denen ich mich austauschen kann über das, was mich im Innersten bewegt, Carepakete von meinen Eltern.

Hat dir der Beitrag gefallen? Wie StrassenkünstlerInnen der Hut, steht hier im Blog eine Teekasse. Nur eben virtuell. Wenn du magst, kannst du mir einen Tee ausgeben. Oder Farben und Papier. Danke für die Wertschätzung <3

2 Kommentare zu „Tagebuch – Auf dünnem Eis“

  1. Das Buch von Carola sprach mich auch sehr an. Das muss ich noch auf meine Liste setzen. Und ich wollte dir sagen, das ich diese Angst vor der Impfung auch zu gut kenne. Die kostet mich mehr Kraft, als der Rest. Vor ersten Impfung war es schlimm, die Zweite nicht mehr so ganz schlimm. Die Dritte dann wenig, wobei mich morgens die Landung des Rettungshubschrauber vor der Praxis durcheinander gebracht hat.

    Liebe Grüße
    Andrea – Die Großfamilienmama

  2. Das Buch kommt auch auf meine Liste…schlappeTage… körperlich angeschlagen …manövrier ich mich so durch…..hohen Stress mit der Impfung kenn ich auch……es tut mir gut wenn es mir gelingt den Focus auch wieder auf das was schön ist zu legen…..Danke für Deine Zeilen lb.Gruß Claudia

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