Tagebuch – Weniger, aber besser

Anfang August beschlich mich nicht nur die August-Melancholie, sondern auch ein tiefes Loslass-Bedürfnis. Eine Sehnsucht nach Leichtigkeit, Weniger und Wesentlicher. Mir fiel ein, dass es zur Zeitqualität passte. Lammas, das Fest der Schnitterin. Ein altes Fest der Kornernte, im Jahreskreis gegenüber von Lichtmeß.

Weniger aber besser

Und tatsächlich drängte sich mir das Schnitterin-Thema auf vielen Ebenen in meinem Leben auf. Zuerst durch einen Buchtipp, den ich im Podcast von Natascha Wegelin bekommen habe. Ich begann also die Lektüre von “Essentialism. The Disciplined Pursuit of Less.” von Greg McKeown. Da geht es in erster Linie daraum, wie wir in unserem Leben und Business Freiräume schaffen können, gar nicht so sehr um das materielle Ausmisten. Ein Satz daraus ist mir besonders hängengeblieben. Der Leitsatz des Chefdesigner von Braun, Dieter Rams. Sein Leitprinzip für seine Arbeit als Produktdesigner war “Weniger aber besser”.

Das Thema selbst begegnet mir immer wieder, doch diesmal mit einem Nachdruck, der es mich kaum ignorieren lässt. Um aus meiner gefühlten Enge auszubrechen, muss ich aktiv werden. Und tatsächlich hatte ich diesen sanften Stubser schon oft in Gebeten gehört. Naja, vielleicht nicht so sanft, sondern eher als “radikale Reduktion”. Das war mir immer eine Nummer zu groß. Und ich wusste nicht, wo ich anfangen soll, oder was damit gemeint war. 

Loslassen, Ausmisten, Reduzieren – der Grundton schwang sich durch Gespräche innerhalb unser Buchschreiberinnengruppe ebenso wie Artikel, die mir begegneten. Schicht um Schicht abschälen wie eine Zwiebel, um zum Kern zu kommen, zum Inneren, zum Wesen.

Zu Beginn des Monats habe ich mir also Gedanken gemacht: was möchte ich in meinem Leben loslassen, wovon möchte ich mich befreien, was darf leichter werden? Das bezieht sich auf viele Lebensbereiche. Ich habe meine Social Media Aktivitäten angeschaut, meine Kundenbeziehungen, meine eigenen Angebote und meine Besitztümer. Vor allem meine gehortete Vergangenheit, meine Collagekram, Kalender und Bulletjournals.

Papierkram und Kontakte

Und dann habe ich angefangen: meine Collagezeitschriften durchsortiert und Kartonweise weggeworfen, alte Briefe, Kalender, Notizen… Da kam ganz schön was zusammen. Ich habe mich von meinen Twitter-Accounts getrennt, Facebook behalte ich vorerst noch wegen diverser Gruppen, wo ich aktiv bin. Ich arbeite an der Zusammenführung meiner beiden Websites zu einer, trenne mich von virtuellem Ballast ebenso wie von Fotos, Erinnerungen und Büchern. Ich brauche Platz zum Atmen, zum Wirken und für Visionen.

Ich bin gespannt, wie der Prozess weiter geht, wohin er mich führt und wie ich das Prinzip auf meine Arbeit anwenden kann. “Weniger aber besser” scheint mir neben “Alles, was du brauchst, hast du schon” ein guter Leitsatz für das Leben zu sein. Nicht im Sinne von Verzicht und Mangel, sondern Genuss, Tiefe und Fokus.

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2 Kommentare zu „Tagebuch – Weniger, aber besser“

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