Auferstehung – Kleine Schritte zurück ins Leben gehen

Nicht nur weil Ostern war, habe ich dieses Auferstehungs-Gefühl in mir drin. Ich glaube, es hat auch was mit der erwachenden Natur zu tun. Mit der Rückkehr des Lichts, der Wärme, des Grüns. Es ist, als müsste ich eine alte, zu eng gewordene Haut abstreifen. Mich häuten wie eine Schlange. Ich spüre in mir ein Aufrichten, ein Aufstehen. Hier sind ein paar Gedanken dazu und gleichzeitig ein kleiner Einblick in die vergangenen Monate.

 

Auferstehung hat etwas zu tun mit Aufstehen. Aufstehen heißt immer auch, dass ich verletzt werden kann. Wenn ich aufstehe, muss ich mich dem Leben stellen.

– Anselm Grün

Vom Dunkel zum Licht – erstmal aus dem Bett aufstehen

Zu Beginn des Jahres hat mich die Grippe (oder was auch immer es war) ereilt. Ich lag vier Tage lang nur im Bett und brauchte danach noch eine Woche, um wieder auf die Beine zu kommen. Ich starrte mit leerem Blick aus dem Fenster, aller Sinn war mir entwichen. In mir drin war es düster und leer. Das hat mir ein bisschen Angst gemacht. Schliesslich hängt meine Arbeit sehr eng mit meiner Inspiration zusammen. Wie kann ich andere begleiten, wenn ich selbst leer bin?

Hoffnungsgrün bei Weltschmerz und Winterblues

Das wollte ich so nicht hinnehmen. Mein größter Antrieb für meine Arbeit ist Selbstwirksamkeit und Mitmacht. Mitmacht ist ein Wort, was ich mir mal ausgedacht habe als Gegenteil von Ohnmacht: Handlungsfähigkeit und Wirkkraft. Ich verordnete mir meine eigene Medizin. Natur und Artjournaling.

Also ging ich raus. In der Tasche ein Notizbuch, einen kleinen Farbkasten, Pinsel und Bleistift.

Spaziergänge, Staunen, Sonne tanken. Ich nenne meine Allein-Spaziergänge „Prayer Walks“. Das ist meine Zeit mit Gott. Für Dialog, Auftanken, Dankbarkeit. Auf meinen Spaziergängen habe ich, wenn möglich, draussen gemalt und mir bewusst Pausen zum Hinschauen und Innehalten genommen. Die Bäume, der Weiher, eine kleine Hütte im Feld.

Im Tagebuch: Vielleicht sind Langsamkeit und Schönheit genau das, was ich gerade brauche. Und Fokus auf das, was ich mit meinen Händen schaffen kann: Pizzateig, Feuer im Ofen, aufräumen und zeichnen. Vielleicht kommen Sinn und Kraft so nach und nach zurück. Danke für das gute Wetter.

Aufstehen, Rausgehen und Malen

Anfangs war ich skeptisch, ob das reicht, um etwas zu bewirken. Einfach nur Malen und Spazieren gehen. So einfach?! Aber es wirkt! Stück für Stück sind meine Lebensfeude und Inspiration zurück gekommen.

Seit dem nehme ich immer wieder das kleine Notizbuch zur Hand, Pinsel und Stift und gehe in den Wald oder auch mal nur in den Garten. Es hat sich viel verändert. Ich bin wieder klarer und voller Lebensfreude, ich gehe gelassener durch den Tag und habe endlich das Gefühl, dass ich wieder bei mir selbst ankomme.

Deine Auferstehung – Kleine machbare Schritte

Mittlerweile habe ich einen schönen Fundus an wirkungsvollen Maßnahmen, um für mich zu sorgen, wenn es mir schlecht geht. Am tollsten ist es natürlich, wenn ich meine Kraftquellen verbinden kann. Draussen zeichnen und spazieren gehen ist z.B. Ruhepause, Bewegung, Kreativität und Natur gleichzeitig.

Meine Basics für Gesundheit und Seelenheil

  •  möglichst jeden Tag raus in die Natur: Spaziergänge, Garten, Wald. Hauptsache raus. Bewegung und frische Luft tun auf allen Ebenen gut.
  •  Kreatives Werkeln im Artjournal oder Skizzenbuch, bei der Gestaltung der Wohnung oder in der Küche: stärkt meine Selbstwirksamkeit und hilft gegen Ohnmachtsgefühle.
  • Ausgewogenes Essen und Supplements zur Optimalen Nähr- und Mineralstoffversorgung. Damit alle Energietanks möglichst voll sind.
  • Ausreichend Schlaf und Ruhepausen. Das Wissen um meine Grenzen hilft mir, meinen Tag so zu gestalten, dass es immer auch Erholung gibt.
  • Austausch, Gemeinschaft, Freude und Spiel. Allein oder mit anderen. Gespräche führen, mich inspirieren lassen.

Doch zurück zur Auferstehung. Nicht der von Jesus. Das ist ein anderes Thema. Deine eigene kleine Auf(er)stehung. Ich will dich ermutigen, aufzustehen. Aufstehen kostet Mut. Und Haltung. Kleine machbare Schritte sind ein guter Anfang. Vielleicht ein Spaziergang. Oder etwas Zeit nur für dich. 

In meinem Dankbarkeitstagebuch, was ich seit der Fastenzeit führe, steht: 

„Wir haben alle ein bisschen „Ich will die Welt retten“ in uns. Aber es ist ok, wenn du erstmal nur einen Menschen rettest. Und es ist ok, wenn dieser Mensch du selbst bist.“ 

Natur im Artjournal: Kleine zarte Blüten {Sauerklee}, Sonnenmomente und Zeit für mich. Es brauch nicht viel für einen friedvollen Moment.

Aufgestanden: Mut zur Liebe – Mut zum Leben.

Zum Abschluss teile ich noch einen Text von Andrea Lindau, der mich heute sehr berührt hat. Auf Instagram schreibt sie:

Leben muss leben.
Leben braucht Raum.
Auch das, was wir nicht mögen. Was sich unangenehm anfühlt. Was wir versuchen zu verstecken.

Wenn Licht auf die Wunden fällt, kann es heilen.
Wunden brauchen Luft, Licht und unsere Liebe.

Hasse eine Wunde – und sie wird nicht heilen. Sie wird schwelen und sich einfach nicht schließen.
Sie wird immer und immer wieder kommen und ihren Tribut fordern.
„Sieh mich! Nimm mich.“

Liebe deine Wunden.
Küsse sie zart und sehr achtsam – und sie wird sich erkannt fühlen und zu deinem Eigenen werden.
Sie heilt. Die Seelenhaut schließt sich.
Das Fremde, Ungewollte wird wieder zu deinem.

Liebe heute das, was du ablehnst.
Sag heute Ja. Bitte.

Und damit sind wir wieder beim Anfang. Aufstehen und sich dem Leben stellen. In all seiner Schönheit, seinem Schmerz, seiner Dualität und Gleichzeitigkeit.

Es beginnt in dir.

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