Die Intention sein: Vom Wollen ins Wirken

Die Kinder schlafen noch, der Mann arbeitet schon. Ich sitze allein am Küchentisch. Vor mir dampft eine Tasse Tee. Ich schlage mein Journal auf. Auf der ersten freien Seite zu Beginn des Monats steht nur ein Wort: Gebet.

Das ist meine Intention, mein innerer Kompass, für September. Sie zeigte sich mir beim Schreiben meiner Morgenseiten und der Frage nach einer Ausrichtung für den zu dieser Zeit vor mir liegenden Monat. Kein „richtig“ oder „falsch“. Keine Formel. Kein Ziel, sondern eher eine Haltung: lauschen, danken, antworten. Ein leises Gespräch mit dem Leben, mit Gott – beim Schreiben, im Gehen, im Zwischenraum zwischen zwei Atemzügen.

Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf dieses Wort, meine Intention, richte, verändert sich der Tag. Gebet macht mich weich und wach zugleich. Ich höre genauer hin – auf meinen Körper, auf die Menschen, auf das, was wirklich dran ist. Und wenn es ruckelt (tut es ja), bleibt „Gebet“ der Rahmen: Ich darf fühlen und im Kontakt bleiben.

Probier doch mal aus, diesen Beitrag als Gebet zu lesen.

Atme einmal bewusst aus. Spür deine Füße. Vielleicht flüstert etwas in dir „Danke“ – oder „Zeig mir den nächsten kleinen Schritt“. Genau da beginnt Intention.

(In diesem Artikel will ich dir eine Idee geben, wie mich „Gebet“ als Intention durch den Monat trägt – im Alltag, im Artjournal und in Entscheidungen. Und wie du Intentionen nicht nur setzt, sondern bist.)

 

Inhalt – Wie mir eine Intention bei meiner Haltung hilft

Was ist eine Intention?

Intention kommt von lat. intendere und heisst „sein Streben auf etwas ausrichten“. Im Deutschen können wir auch Absicht dazu sagen. Deine Absicht bestimmt die Qulität und Richtung deiner Handlungen.  Wenn deine Intention Frieden ist, gehst du mit einer anderen Haltung durch den Alltag. Du richtest deine Handlungen daran aus. Du verbindest dich mit dem friedlichen Anteil in dir und beginnst vielleicht weniger Konflikte.

In meinen Kursen hast du es sicherlich schon bemerkt: Ich arbeite sehr gern mit Intentionen. Zu Beginn eines Kurses, eines Monats oder für ein Projekt. Das kann sehr hilfreich sein. Mir hilft eine Intention, meine Aufmerksamkeit in die Tiefe zu richten, statt auf ein bestimmtes Ergebnis. Eine Intention ist von meinen Werten geleitet, weniger ergebnisorientiert und mehr im Jetzt.

 

Man kann sagen, dass eine Intention gegenwartsbezogen, werteorientiert, prozess-fokussiert und identitätsnah („Ich handle aus „Frieden“.) ist. 

„A goal is something you can understand. An intention is defining and aiming toward an expansion. A goal is in the future. An intention is in this moment. A goal is an outcome. An intention is an internal direction. An intention is saying that you want to discover more of what you are, and that you’re totally open to the fact that you don’t know what the hell it is.“ – Kyle Cease, The Illusion of Money

Übersetzung: „Ein Ziel ist etwas, das man verstehen kann. Eine Absicht definiert und zielt auf eine Ausdehnung ab. Ein Ziel liegt in der Zukunft. Eine Absicht ist in diesem Moment. Ein Ziel ist ein Ergebnis. Eine Absicht ist eine innere Richtung. Eine Absicht bedeutet, dass du mehr von dir selbst entdecken möchtest und dass du völlig offen für die Tatsache bist, dass du nicht weisst, was zum Teufel es ist.“

Intention vs. Ziel – der Unterschied

Zusammenfassend könnte man den Unterschied zwischen Intention und Ziel in einer Tabelle gegenüberstellen:

Aspekt

Intention

Ziel

Zeitbezug

Jetzt

Zukunft

Fokus

Qualität/Sein

Ergebnis/Metrik

Motivation

intrinsisch, wertbasiert

extrinsisch, outputbasiert

Flexibilität

hoch (passt sich Kontext an)

niedriger (Fixpunkt)

Messung

spürbar/erlebbar

messbar/quantitativ

Nun ist es für mich nicht so, dass ich mich für das eine oder das andere entscheiden muss, sondern Ziel und Intention können sich wunderbar ergänzen. Das Ziel als mein Richtungsweiser dafür, wo ich hin will. Quasi die Eingabe im Navi, was mir die Richtung vorgibt. Und die Intention beschreibt, wie ich da hinkomme. Bin ich neugierig und gelassen auf meinem Weg ans Ziel. Oder verfolge ich es mit Verbissenheit und Disziplin. Wie ist meine Haltung auf dem Weg zu meinem Ziel?

Somit ist es am Ende auch nicht schlimm, ein Ziel nicht zu erreichen oder knapp zu verfehlen, weil ich meinen Werten treu geblieben bin und mich im Laufe einer Reise an meine Intention gehalten habe.

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Gebet als Intenion

Doch was bedeutet es nun,  „Gebet“ als Monatsintention gewählt zu haben (oder mich von ihr wählen lassen). Weiter oben hatte ich ja schon geschrieben, dass eine Intention für mich eine Haltung ist. Im Buch „The Illusion of Money“ von Kyle Cease gab es einen interessanten Gedanken: Werde zu deiner Intention. Das heisst, ich habe nicht nur eine Absicht, sondern ich bin sie. Ich bin Gebet. 

Und diesen Gedanken finden ich verrückt und wunderschön zugleich. Mit „Ich bin Gebet“ gehe ich mit einer ganz anderen Haltung durch den Alltag. Ich überlege nicht, was alles Gebet sein kann oder wie ich beten muss, sondern ich verkörpere es. Ich betrachte jeden Tag als Geschenk voller Schönheit und Poesie, ich voller Dankbarkeit für das Wunder des Lebens, für jeden Atemzug, ich finde Trost auch in schwierigen Momenten und lebe dieses wilde verrückte Leben in einer ganz anderen Intensität. Viel öfter fällt es mir leicht, mich Gott verbunden zu fühlen, gesehen und geliebt. Ich bin das Gebet. Mit meiner ganzen Fehlerhaftigkeit, Weltlichkeit, mit allem Zweifeln, Ringen und meinen Ambivalenzen.

Das bedeutet nicht, dass es nicht auch einfach dahingelebte Tage gibt, an denen ich mich am Abend kaum erinnere, was ich eigentlich gemacht habe oder an denen ich so wenig verbunden war und noch im Autopilot unterwegs. Aber es gibt immer eine Haltung, eben meine Intention, zu der ich immer wieder zurückkehren kann. Oder wie es Veronika Smoor so schön in ihrem Buch „More Coffee and Jesus“ beschreibt: „Andocken an etwas, das heilig ist.“

„Darum gilt es nicht, in einzelnen Stunden nur und mit bestimmten Worten und Gebärden Gott zu dienen, sondern mit dem ganzen Leben, mit dem ganzen Alltag, mit der ganzen Weltlichkeit.“ – Martin Buber

P.S.: Zum Titelbild – Meine Intention für das August Artjournal war Tiefe. Das habe ich in einem der ersten Impulse im Artjournal umgesetzt. Das Video dazu kannst du hier auf Youtube anschauen. Übertrage die Aufgabe gern auf ein Projekt deiner Wahl oder nutze die Inspiration für den kommenden Monat.

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