Warum eigentlich Artjournaling? Ich habe mir Gedanken gemacht, aus welchem Grund ich so gern in Artjournals arbeite und welche Vorteile ich darin sehe. Entstanden ist eine Liebeserklärung in Form einer Liste mit 10 Gründen. Vielleicht kann ich dich ja ein bisschen inspirieren, anstecken und begeistern, es auch zu probieren. Eine ähnlich lange Liste würde entstehen mit Gründen, warum ich mir gern Artjournals von anderen Künstler*innen anschaue.
Inhalt – Warum mir Artjournaling gut tut
Artjournaling bringt mich ins ins Hier und Jetzt
Wenn ich kreativ bin, dann kann ich abtauchen. Es geht total schnell, in Flow und in den Moment zu finden. Ich bin konzentriert im Tun, Leichtigkeit und Freude stellen sich ein. Manchmal vergesse ich dabei die Zeit. Ich suche nach einem Schnipsel, vertiefe mich ins Beobachten und Abzeichnen oder freue mich über die Farben und Spuren im Artjournal.
Artjournaling macht Spaß
Es macht Spaß, neue Dinge auszuprobieren, Techniken zu entdecken, zu experimentieren und im Artjournal zu spielen. Eine Seite oder gleich mehrere, in einer bestimmten Reihenfolge oder Queerbeet. Vernetzt oder für sich stehend. In einem Buch oder in mehreren. Herrlich!
Erinnerungen im Artjournal
In meinem Moleskine Pocket Diary halte ich in erster Linie Erinnerungen fest. Wenn ich am Ende des Jahres das Büchlein betrachte, erinnere ich mich an viele Momente ganz anders als beim Anschauen von Fotos. Auch bei Bildern und Collagen im Artjournal ist sofort eine Verknüpfung zu meinem Innenleben da. Ein echter Schatz.

Artjournaling hilft mir, mein Nervensystem zu regulieren
Artjournaling und Zeichnen hilft mir dabei, mein Nervensystem zu regulieren. Denn wenn ich konzentriert etwas zeichne oder male, dann bin ich im Hier und Jetzt. Angstgedanken haben weniger Raum, die Gedanken werden leiser. Ich kann unbestimmte Gefühle greifbarer machen indem ich ihnen eine Farbe oder eine Form gebe. Das beruhigt und ordnet mich.
Ein guter Beweis dafür: Ich war mit der Tochter für viele Stunden in der Notaufnahme (nix schlimmes passiert. Es musste nur an einem Freitag etwas dringend abgeklärt werden, wo die Hausärztin auf die Notaufnahme verwiesen hat, weil kein anderer Spezialist mehr offen hatte). Krankenhäuser sind für mich ein Ort, der mich schnell triggert, mein Nervensystem war durch die ganze Aufregung sehr dysreguliert. Wie gut, dass ich Zettel und Stift dabei hatte. Ich hab dann einfach angefangen zu zeichnen, was ich sehe: die Verpackung der Kanülen auf dem Tisch, den leeren Tropfständer, die Tochter auf der Liege. Das hat mich sehr beruhigt und reguliert.
Zeichnen und Malen im Artjournal schulen meine Wahrnehmung
Wenn ich etwas verstehen und abbilden will, dann sehe ich genau hin. Ich gehe in die Tiefe. Ich zeichne, was ich sehe und lerne damit ganz viel über Beschaffenheit, Zusammensetzung und Aufbau von Dingen, von der Welt um mich herum.
Artjournaling hilft mir, die Welt zu verarbeiten und einzuordnen
Indem ich mich mit etwas beschäftige, lerne ich die Welt verstehen. Schreiben, analysieren, einordnen und notieren – all das hilft mir dabei. Ich sammle Informationen, stelle Zusammenhänge her, bilde Verknüpfungen. Visuell erinnere ich mich besser daran. Alles ist ein ganzheitlicher Prozess.
Artjournaling schenkt mir Zugang zu meinem Innenleben
Für Gefühle, Prozesse und Gedanken in mir, die noch keine Worte haben, kann ich Farben, Formen und Strukturen finden, um sie sichtbar zu machen. Hat etwas dann ein Bild oder einen Namen, ist es viel einfacher, damit zu arbeiten. Ich finde einen Ausdruck dafür. Schnipselpoesie bringt oft erfrischend tiefgründige Worte ans Licht. Mit Artjournaling kann ich ins Unterbewusstsein eintauchen oder den Kopf ausschalten und mich einfacher auf Prozesse einlassen.

Im Artjournal finde ich Verbindung zu meinem Glaube
Mein Artjournal ist auch Gebetsraum. Ein Raum für Zeit mit Gott. Dort kann ich klagen, beten, hoffen und lobpreisen. Ich kann schöne Texte verarbeiten oder innere Bilder. In der Zeitschrift „Sela“ habe ich ein Zitat gelesen:
„Setzen Sie sich einen guten Rahmen, damit Ihr Inneres es leichter hat, Verbindung aufzunehmen (mit sich selbst und Gott). Eine große Stärke von Gebetsräumen ist es, solch einen Rahmen zu setzen. Aber auch überall anders können Sie sich Ihren Rahmen gestalten.“
– Daniel Gruber
Mein Artjournal ist dieser Rahmen, dieser heilige Raum für mich.

Das Artjournal als „Dojo“
Als Dojo bezeichnet man den Raum für japan. Kampfküste. (Im Gatka ist das die Akhara).
Mein Artjournal ist mein Dojo. Mein Trainingsort. Nicht nur für meine handwerklichen Fertigkeiten, sondern auch für mein Mindset. Ich lerne, wie ich mit Unzulänglichkeiten, Fehlern und Herausforderungen umgehe. Im sicheren Rahmen meines Artjournals. Ich lerne, nicht gelungene Seiten anzunehmen und stehen zu lassen.
Artjournaling gibt mir viel über mich selbst preis. Wie gehe ich an Aufgaben heran, wo vermeide ich, wo stelle ich mich und wo kann ich dranbleiben.
Ich lerne, Schule meine Hand-Auge-Koordination und meinen Sinn für Gestaltung und Ästhetik. Wann immer wir etwas öfter tun, werden wir besser darin. Ich sammle Erfahrungen, übe und lerne aus Fehlern.
Artjournaling als regenerative Gegenwelt zu digitaler Arbeit
Artjournaling bezieht alle Sinne mit ein. es ist Handwerk und greifbar, sinnlich und ganzheitlich. Es ist meine regenerative Gegenwelt zu digitaler Arbeit. Ich kann mein Artjournal mit in die Natur nehmen, auf Spaziergänge und ins Café. Es ist beweglich, unabhängig von Strom und aufgeladenem Akku, von Internet und digitaler Entwicklung. Ich kann mich für ein Format entscheiden oder für mehrere. Artjournaling spricht andere Gehirnareale an und schult kreatives Denken.
Das liest sich wie eine Liebeserklärung. Und genau das ist es! Große Artjournal-Liebe.
Hast du jetzt auch Lust auf Artjournaling bekommen? Hier habe ich einen Blogpost mit ersten Schritten für Anfänger*innen.
Vielleicht kann ich dich ja anstecken.