Vor einigen Jahren haben wir festgestellt, dass wir ganz schön viel Geld für Essen ausgeben. Wir haben eine Weile unsere Ausgaben getrackt und dann ein Budget festgelegt. Seit dem legen wir zu Beginn jeder Woche 100 Euro in den Haushaltsgeldbeutel für unsere Wocheneinkäufe. Zusätzlich zahle ich 40 Euro für unsere Biokiste. Die Tochter versorgt sich selbst. 140 Euro für 4 Personen. Das sind 5 Euro pro Person am Tag.
Es gibt weltweit viele Menschen, die mit weniger auskommen müssen. Viel weniger. In der letzten Ausgabe vom Anders Leben Magazin, was ich seit der ersten Ausgabe abonniert habe und immer noch sehr inspirierend finde, habe ich ein Bericht von Evi Rodemann gelesen, die ein Experiment mitgemacht hat, was ich sehr spannend fand. Inspiriert von dem Projekt „One Dollar a day“ hat sie sich auferlegt, eine Woche lang mit einem Euro pro Tag auszukommen. Also 7 Euro pro Woche für eine Person. Dafür standen ein paar Regeln fest: Geschenktes durfte nicht verwendet werden, ohne den Wert anzurechnen. Dasselbe galt für alles aus dem Garten. Essens-Einladungen von Freunden dürfen in der Woche nicht angenommen werden.
Viel Planung und Abstriche
Um das Experiment durchzuführen (oder einen solchen Lebensstil aus einer Notwenigkeit heraus tatsächlich zu leben) bedarf es guter Planung und einiger Abstriche. Als ich den Artikel gelesen habe, dachte ich: „Das will ich auch mal machen“. Vor allem mit der Familie, wo mir oft genug das Genörgel und Gejammer vor dem vollen Kühlschrank auf die Nerven geht. „Wir ham ja nichts“ ist ein Standardspruch der Kinder. Dabei geht es uns so gut. Ich fände auch interessant herauszufinden, wieviel wir wirklich brauchen, wo unser Fokus liegt und wieder mehr wertschätzen, was wir eigentlich haben. ich möchte mich mir meiner Familie zusammensetzen,. überlegen, wie es zu schaffen ist und was es von jedem braucht, da halbwegs gut durchzukommen.
Die Autorin des Artikels schreibt, dass sie an einigen Abenden hungrig ins Bett gegangen ist. Ich frage mich, wie es ist, wenn man Kinder im Wachstum zu versorgen hat (die Essmengen eines Teenagers!) oder gar Schwanger oder stillend ist und nicht mehr zur Verfügung hat.
Ein eigenes Experiment wagen
Das Projekt läuft in diesem Jahr weltweit vom 6.-12.November. Informationen findest du auf der Website dollaraday.global. Dort gibt es auch Menüvorschläge und Tipps. Neben dem Experiment selbst ist ausserdem gedacht, die Differenz zum sonstigen Essensbudget an eine Organisation zu spenden: lokale Tafeln, Hungerhilfe, Essensausgaben für Obdachlose … usw.
Mache ich mit? Nicht in diesem Zeitraum, denn da bin ich gerade auf Reisen. Aber vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt. Denn das Experiment reizt mich.
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Darf ich fragen, ob die hundert Euro allein für Lebensmittel gedacht sind oder generell für alle Einkäufe in der Woche?
Wir sind auch zu viert. Der Mann isst mittags warm in der Arbeit, aber die Kinder und ich essen immer Zuhause. Meistens koche ich etwas mehr, weil der Mann dann doch mitisst und die jüngere Tochter seit Beginn der Ausbildung mittags gerne in der Arbeit auch etwas essen möchte.
Die Ausgaben sind sehr unterschiedlich. Aber es wäre wirklich spannend, einmal genau die Ausgaben für Lebensmittel zu errechnen.
Ist deine Tochter schon ausgezogen? Und wie regelt ihr es mit ihren Ausgaben für Essen und Co?
(Unsere große Tochter wohnt noch Zuhause, ist nur über’s Wochenende ab und an beim Freund). LG Tany
Für unsere Wocheneinkäufe. Klopapier, Putzmittel… sowas bezahlen wir auch davon. Die Biokiste mit Obst und Gemüse geht extra. Die Tochter ist nicht ausgezogen, pendelt aber zwischen unserem Haushalt und dem ihres Freundes, und kauft meistens ihr eigenes Essen. Sie ist selten zu den Mahlzeiten da.
Puh, da bekomme ich aber richtige Beklemmungen. 1€ am Tag ist aber richtig wenig.
Ich liebe ja die beiden Bücher von Rosa Wolf „Arm, aber bio“. Da versucht sie, mit dem damaligen Hartz IV-Lebensmittelbudget gesund und Bio zu kochen und zu essen. Das ist toll geschrieben und ich schätze die Rezepte, die Einstellung zum Essen und den Humor in dem Buch sehr.
Und da gelingt es ihr schon kaum, mit dem Geld zurecht zu kommen, dabei liegt der Satz – wenn ich mich richtig erinnere – bei 4,34 € oder so.
Daher finde ich einen 1 € wirklich erschreckend (wobei mir natürlich klar ist, dass das ein privilegierter Gedanke ist und viele Menschen eben damit zurecht kommen müssen).
Ich bin gespannt auf das Experiment!
Liebe Grüße,
Gesa
Die Bücher klingen interessant. Danke für den Tipp. Mal sehen, wann wir zur Umsetzung kommen.
Mit einem großen, ständig hungrigen Kind gesegnet, ärgere ich mich noch mehr als früher über die ALG2 Sätze für Kinder. Das hat mich, im sozialen Bereich arbeitend schon kinderlos auf die Palme gebracht. Mein Sohn isst meist mehr als meine Schwägerin, und ist erst 6… Zu Teenagerzeiten mag er uns dann wirklich die Haare vom Kopf essen, aber wir hatten schon Zeiten mit 5 bis 6 ordentlichen Mahlzeiten oder der Abholung aus der Kindergarten, wo die Erzieher:innen immer verdutzt waren, wenn ich erzählt hab, dass ich das Kind doll Hunger hatte (der hat gut gegessen!), ja, aber das hielt keine 3 bis 4 Stunden vor…
Ja, das ist wirklich krass. Keine Ahnung, woraus sich die Sätze berechnen und ob diejenigen, die die Zahlen festlegen, auch hungrige Kinder zu Hause sitzen haben.
Ich habe im Oktober in unserer Familie vier Erwachsene bei drei Mahlzeiten und einem Snack täglich für 4,08 € pro Tag und Person ernährt und dabei konnte ich sogar Vorräte aufstocken wie zum Beispiel 24 Flaschen Passata. Auch Süßigkeiten und Tee sowie Cola sind darin enthalten, natürlich in Maßen. Wir werfen nichts, gar nichts weg, nicht einmal das, was man beim Gemüseputzen abschneidet, und backen unser Brot komplett selbst. Basis ist immer frisches Gemüse. Ich finde, es klappt gut so. Ein Euro pro Tag und Person ist schon sehr wenig. Ich hoffe, du berichtest darüber, wenn du das ausprobierst.