Im Atelier

Schon länger habe ich mir vorgestellt, wie es wohl wäre, ein Atelier zu haben. Ich will gern aus dem Artjournal heraus, auch mal großflächiger arbeiten. Nur für mich. Keine Kunstwerke erschaffen, sondern einfach spielen und experimentieren. Was im Kleinen funktioniert auf große Formate übertragen. Spüren, wie es ist, in die Größe zu gehen.

Und plötzlich ging alles ganz schnell

Im Mai unterhielt ich mich während der Pausenaufsicht an der Schule, wo ich arbeite, mit einer anderen Kursleiterin. Irgendwie kamen wir auf meine Atelieridee zu sprechen, und sie schwärmte von ihrem heiligen Dienstag in einer Ateliergemeinschaft, wo sie einen Platz gemietet hat. Sie vermittelte mir den Kontakt. Und dann ging alles ganz schnell. Bereits am Wochenende darauf hielt ich den Schlüssel und Mietvertrag zu meinem neuen Spielplatz in der Hand. Eine Atelierbeteiligung. Wir sind verschiedene Künstler*innen, die sich die Räumlichkeiten teilen. Es gibt ein Regal für die persönlichen Sachen und Bilder, alle sorgen dafür, dass der Ort aufgeräumt und nutzbar bleibt. Ich kann kommen und gehen, wann ich will, kann Kurse geben (nach Absprache) oder mich mit anderen der Ateliergemeinschaft zusammentun. 

Das Atelier ist ungefähr sieben Autominuten von uns entfernt – also schnell erreichbar. Es gibt einen großen Raum mit Tischen und Staffelein, einer Sitzecke, CD-Player und einem Holzofen für Wärme im Winter. Die Fenster geben ein weiches Oberlicht. Keine Schlagschatten oder schwierigen Lichtverhältnisse. Im Nebenraum gibt es eine kleine Küchenecke zum Tee- oder Kaffekochen, Regale mit Büchern, Material der Künstlerinnen und Fächer für begonnene und gelagerte Bilder. Ausserdem gibt es ein Waschbecken zum Pinsel auswaschen und ein Klo. Es können auch mehrere Menschen gleichzeitig im Raum arbeiten. Bisher war ich immer allein.

Wir fremdeln noch

Ich gebe zu: das Atelier und ich, wir fremdeln noch ein bisschen. Oft sitze ich nur da, blättere durch die Kunstbücher im Bücherregal oder höre Musik aus dem CD-Player. Ich habe auch schon auf Leinwänden gemalt – es gibt eine Ecke ungenutzter Leinwände, die zum Übermalen freigegeben sind. Damit habe ich angefangen. Und mit ein paar Mixed Media Bildern nach dem Buch „30 Bilder in 3 Tagen: Die Serie als Methode zur Bildfindung“ von Georg Kleber. So richtig komme ich damit nicht weiter. 

In der Coaching-Ausbildung habe ich aber auch gelernt, dass Flow in Phasen abläuft. Eine davon ist Kampf. Vielleicht war ich bisher einfach noch nicht entspannt genug, um wirklich in einen kreativen Fluss zu kommen. Als nächstes will ich mir mal ein festes Material mit ins Atelier nehmen. Denn oft geht es mir so, dass ich zu Hause habe, was ich dort brauch. Oder mein Zuhause-Material nicht dortlassen will.

Ich bin mir sicher, wir grooven uns noch ein, das Atelier und ich. 

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