Unser drittes Adventswochenende startete mit einigen Hürden, wurde dann aber ganz gemütlich. Geplant war, dass ich zu drei Posaunenchorauftritten mit den anderen Bläser*innen die menschen im Seniorenheim und beim Gottesdienst mit Blasmusik erfreute. Der Mann weilte in Aschaffenburg.
Doch bereits von der Hinfahrt schickte mir der Mann ein Foto unseres frisch winterbeiften und inspizierten Autos mit einem ziemlichen Blechschaden. Das kann ja niemand gebrauchen. Zum Glück ist dem Mann nichts passiert. Emotional beschäftigt uns die Sache schon. Das hing also über dem Wochenende. Der Mann ist trotzdem nach Aschaffenburg gefahren und hat dort mit seinen Gongschüler*innen gearbeitet.
(Ein ganz spannendes Video zum Thema Gong hat der Mann neulich in seinem Newsletter verschickt (manchmal lese ich den). Das fand ich sehr interessant. Da hat man das Blut von Probanden vor und nach einer Gongmeditation untersucht. Erstaunlich, was sich da bewegt.)
Ich blieb mit den Kindern daheim. Der Wolf verabredete sich mit einem Freund für eine Zocknacht. Ihn holte ich am nächsten Morgen ab. Über Nacht hatte es geschneit. Ich ging gedanklich alle Punkte des Tages durch: der Sterngucker brauchte dringend Winterschuhe, wir brauchten lebensmittel für das Wochenende, um 10:30 Uhr hatte ich eine Trompetenstunde, die Tochter wollte mit mir zum Flohmarkt und am Nachmittag war vielleicht der Posaunenchoreinsatz. Es war nicht klar, ob wir am nachmittag im Hof des Seniorenheims spielen würden. Das sollte sich 14 Uhr herausstellen. Es hörte nicht auf zu schneien.
Mit allen Kindern im Hause machte ich erstmal ein gemütliches Samstagsfrühstück. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Ich kochte Eier, schnippelte Obst und richtete den Tisch schön her. Mit der Tochter und dem Sterngucker genoss ich die Zeit bei Tisch und besprach mit ihnen den Tag. Einige Punkte mussten weichen.
Die Reißleine ziehen
Schon am Vorabend hatte ich die Erschöpfung heranschleichen gespürt. Ich war müde, ein bisschen erkältet, innerlich kalt und weinerlich. Ein untrügliches Zeichen, dass ich dringend eine Pause brauchte und die Reißleine ziehen musste. Ich beschränkte mich also auf wenige notwendige Aktivitäten:
Die Trompetenstunde wollte ich so kurzfristig nicht absagen. Ausserdem ist Musik Wellness und ich hatte schon lange keine Einzelstunde mehr. Wir übten viel mit Atmung und Achtsamkeit – es war eine gute Idee, den Termin nicht abzusagen.
Dann fuhr ich mit dem Sterngucker Schuhe kaufen, eine Angelegenheit, die teuer war, aber schnell ging. Er ist da wirklich unkompliziert. Danach haben wir noch unseren Wochenendeinkauf erledigt und sind wieder nach Hause gefahren. Das hat dann auch gereicht. Ich war platt und wollte mich nur noch ausruhen. Blieb noch der Posaunenchorauftritt. Ich spielte Gedankenpingpong. Selbstfürsorge versus Zuverlässigkeit. Ich wog ab, versuchte herauszuhören, ob Bequemlichkeit oder Dringlichkeit die Stimme hatten. Dann entschied ich mich schweren Herzens und mit einer Portion schlechtem Gewissen, alle Posaunenchoraktivitäten des Wochenendes abzusagen. Nicht nur die Auftritte, sondern auch das gemütliche Beisammensein.
So schwer mir die Entscheidung tat, so gut war sie. Den Rest des Wochenende verbrachte ich in herrlicher Langsamkeit. Wir gingen spazieren und genossen den frischen Schnee, ich habe erste Weihnachtskarten geschrieben und Geschenke verpackt, gestrickt, gelesen, gekocht und bin früh ins Bett gegangen. Am Sonntag morgen war ich noch schwach, nach und nach kam aber mein inneres und körperliches Gleichgewicht zurück.
Diese beiden Pause-Tage waren dringend nötig. Ich werde auch diese Woche noch einige weitere Termine aus meinem Kalender streichen, um wieder zu Kräften zu kommen.
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