Sommerferien: August-Melancholie und Langsamkeit

In mir drinnen habe ich ein kleines Ziehen, eine feine Melancholie. Wie ein Abschied. Von etwas, das ich noch nicht kenne. Eine leise Trauer. Das Gefühl begleitet mich schon seit ein paar Tagen. Ich kann es nicht recht einordnen. Meine August-Melancholie. Ein Wandel in mir drin. Wie das Häuten einer Schlange. Das schliessen einer Tür.
Ich geniesse die Ferien in ihrer Langsamkeit, kein Wollen oder Müssen. Eher ein mich dem Fluss hingeben. Den Tag starte ich mit Morgenseiten in meinem Journal. Drei bis fünf Seiten fliessen mir täglich aus den Fingern. Ich zeichne im August Art Journal, sitze in der Sonne und trinke Tee. 
 
Vor ein paar Tagen habe ich mir einen Einkaufsbummel mit meiner Schwägerin gegönnt. Meinen Kleiderschrank wieder aufgefüllt mit Unterwäsche und Oberteilen. Ausserdem habe ich mich mit zwei Büchern verwöhnt. Nun sitze ich und tauche in das Marschland zu Kya und lausche mit ihr dem Gesang der Flusskrebse. Ein schönes Buch. 

Im Schmuckkästchen meiner Oma habe ich einen Ring gefunden, den ich jetzt trage. Er passt nur auf meinen Zeigefinger. Ich habe ihr Grab besucht. Friedhöfe sind schöne Orte. Dort schaue ich mir gern die Grabgestaltungen an, die Blumengestecke, die Trauerkultur. 

Das Trauern lässt mich nicht los. Weniger die Trauer um Tote. Eher die kleine Alltagstrauer. Abschiede von Lebensentwürfen, Idealvorstellungen oder dem alten Ich. Wandlungsprozesse. Die können mindestens genau so schmerzhaft sein. Oder Freundschaften, die nicht so tief gehen, wie wir sie uns wünschen. Welche Sehnsucht steckt hinter unserer Trauer? Welche Gefühle kommen da – im Schwall oder leise kriechend? Beim Spazieren denke ich an das, was ich über Trauer im Seminar gelernt habe, es kommen mir Bilder und Erkenntnisse.

Das passt voll zu meiner August-Melancholie. Du lese ich zufällig (?) auch noch Bücher, die sich mit Loslassen, Veränderung, Verlassensein beschäftigen. Interessante Synchronizitäten gibt es doch im Leben. 

Gartenglück und Familienzeit

Ich streife durch den Garten, ernte Bohnen, Tomaten und Basilikum, stelle Pesto her und koche Mittag für die ganze Familie. Hier findest du ein paar meiner Kindheitserinnerungs-Sommergarten-Rezepte:
 

Am Abend sitze ich mit meiner Mutti auf der Couch und schaue Romanzen. Bei „Ein ganzes halbes Jahr“ brauchte ich direkt eine Packung Taschentücher, weil ich so weinen musste.

Überhaupt kommen mir immer wieder die Tränen. Mal berührt mich etwas, dann wieder bin ich erfüllt von einer plötzlichen Begegnung mit Gott. Ein andermal überkommt mich die Trauer um eine Freundschaft, dann wieder ist es einfach nur die Schönheit, die mich umgibt. Ich bin wohl eine Wasserfrau.

Im Wasser war ich mit meinem Bruder und dem Sterngucker. Wir haben uns ein paar Stunden in der Sachsentherme gegönnt. Sprudeldüsen, Rutschbahn und gerade Schwimmbahnen. Kalte dicke  Regentropfen vom Himmel auf der Haut im Aussenbecken, während wir im warmen Wasser liegen. Mittagspommes und eine Verwöhnmassage. Ah! War das eine tolle Idee. 
 

Überhaupt tut es mir gut, dass ich mein Fitness-Programm wieder aufgenommen habe. Das hat etwas geruht während der letzten drei Wochen. Jetzt habe ich mir ein Ferienplan zusammenstellen lassen und hangle mich da alle zwei Tage durch. Ich gehe Laufen und war Schwimmen, ich mache Kniebeugen und Übungen mit dem Theraband. Der Muskelkater ist wieder da. Da tut sich was.

Dieser Text von Veronika Smoor hat mich berührt. In ihrem Blog geht sie der Frage nach, ob wir trotz allem Leid auch die Schönheit geniessen dürfen. Ihre Texte treffen mich so oft ins Herz. Lies mal „Ich bin Hinkende und Gesegnete

Dieses Nebeneinander von Singen und Sorgen. Kann ich singen mit Stein im Schuh?

Darf ich mich freuen an einem Sommermorgen, an dem Lachen meiner gesunden Kinder, an den ersten Tomaten und Brombeeren und Äpfeln und Wildpflaumen, wenn Teile dieser Welt brennen?

Segen ist soviel mehr als nur materielles Versorgtsein und körperliches Wohlbefinden. Es ist das Zuhausesein in Gott, auch wenn die Welt tobt. Es ist das Aufgeben und die Erkenntnis der Wahrheit über sich selbst und über Gott. Es ist das Aufblitzen von Gottes Güte in Form einer Umarmung, einer Schüssel voller Pflaumen, einer unerwarteten Zuwendung. Es ist das Wissen darum, dass der Morgen kommt. Und sei die Nacht noch so schwarz und der Kampf noch so lang.

Hat dir der Beitrag gefallen? Wie StrassenkünstlerInnen der Hut, steht hier im Blog eine Teekasse. Nur eben virtuell. Wenn du magst, kannst du mir einen Tee ausgeben. Oder Farben und Papier. Danke für die Wertschätzung <3

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