Tagebücher, Art Journals, Skizzenbücher und handgeschriebene Briefe faszinieren mich schon immer. Als Teenager hatte ich mit meinen Freundinnen diverse gemeinsame Geschichtenbücher, in denen wir reihum an einer gemeinsamen Geschichte schrieben. Die Geschichten bestanden nicht nur aus Text, sondern aus kleinen Zeichnungen und Collagen, die unsere Ideen zusätzlich visualisierten. Später tauschte ich weltweit kleine dekorierte Heftchen, die nannte man Decos. Mit der Verbreitung von kreativen Gruppen im Internet (damals noch Yahoogroups) erweitere sich mein Horizont um Altered Books und Art Journals. Aber ein „klassisches“ Skizzenbuch hatte ich sehr lange nicht. Zwar lagen diverse angefangene Skizzenbücher herum, aber aus diversen Gründen nutzte ich sie nicht.
Lebensthemen
Aber warum eigentlich nicht? Meistens ist es die Angst. Die Angst, das Buch zu versauen, nicht gut genug zu sein, eh nicht Zeichnen zu können oder nicht durchzuhalten. Die Angst keine Idee zu haben, was ich zeichnen kann und eine feste Vorstellung von einem fertigen Skizzenbuch im Kopf. Absolute Hemmer. Ich vergleiche mich mit anderen. Das macht mich selber klein. Ich fange gar nicht erst an, weil mein Anspruch an mich selbst so hoch ist.
Was wir diesbezüglich mit dem Skizzenbuch erleben, können wir leicht auch auf andere Lebensthemen übertragen. Vergleichen, Kleinreden, Perfektionismus, Angst.
Mein Schritt zum Skizzenbuch
Ich war gerade mit meinem Sohn unterwegs zum Nachtzug. Wir wollten reisen. Weil wir noch etwas Zeit hatten, stöberten wir in der Bahnhofsbuchhandlung, wo ich ein preisreduziertes rotes Moleskine Diary fand und kaufte. Es war April, das Jahr schon etwas fortgeschritten. Ich schlug dieses linierte und mit Datum versehene kleine Büchlein auf und begann direkt am Bahnhof, während wir auf unseren Zug warteten, zu zeichnen und zu schreiben. Was ich sah, was ich an dem Tag erlebt hatte, Details meiner Umgebung, Beschreibungen. Im Laufe der nächsten Tage ergänzte ich auf diese Weise Tag um Tag. So war mein erstes Skizzenbuch geboren.
Das linierte Papier und die Bedruckung nahmen mir die Angst vorm weissen Blatt; die Tatsache, dass ich mittendrin starten konnte (oder musste) den Druck, mit einer grandiosen Zeichnung zu starten.
Zwischendrin gab es auch mal Lücken. Die leeren Seiten nutze ich für Notizen, wenn ich unterwegs bin. Das Büchlein ist klein genug, dass es immer in meiner Handtasche sein kann. Manchmal klebe ich auch Collagen oder Erinnerungsschnipsel hinein oder schreibe auf, wie es mir an einem Tag ergangen ist. Die Zeichnungen können detailiert und in Farbe oder grob und angedeutet sein. Ich zeichne mit Bleistift, Finelinern und Wasserfarben, klebe, schnippele und texte.
Am Ende eines Jahres schaue ich mir total gern dieses bunte, unperfekte und wild gestaltete Büchlein an. Ich erinnere mich an Ausflüge, Unterhaltungen und Gefühle. Ich verknüpfe Begegnungen mit Bildern und entdecke Ideen und Techniken, die ich nochmal weiterdenken kann oder auf eine andere Weise verarbeiten. Ein Skizzenbuch ist gleichzeitig auch Tagenuch und Chronik deines Lebens. Es dokumentiert Erlebnisse, Erinnerungen und deinen Entwicklungsstand zum jeweiligen Zeitpunkt.
Insgesamt ist mein kleines Moleskine also eine große Bereicherung und ein tolles Spaß- und Übungsfeld in kleinem Format. Mittlerweile habe ich schon das vierte Büchlein als Begleiter.
Und jetzt bist du dran!
Hast du auch Lust auf ein Skizzenbuch, traust dich aber nicht recht ran? Im Sommerskizzenbuch-Onlinekurs zeige ich dir erste Schritte, Tricks und Herangehensweisen, die dir helfen, dem inneren Kritiker zum Trotz dein eigenes Skizzenbuch mit Spaß und Freude anzufangen (und hoffentlich fortzuführen). Ich freue mich, wenn ich dich inspirieren kann.