Ein Text, der mich in letzter Zeit begleitet, findet sich in der Bibel. Ich finde in diesem Text Trost, aber auch Schmerz. Neulich habe ich mit dem Text gearbeitet und ein Leporello daraus entstehen lassen. Zuerst hatte ich gar kein Leporello im Sinn, sondern eine kalligrafische Umsetzung auf einem großen Papier. Weil ich aber nur einen sehr engen Zeitrahmen zur Verfügung hatte und keine Entwürfe dafür gemacht habe, kam am Ende doch was anderes dabei heraus.
Auf einem Papier, wo ich bereits mit Aquarellfarben, Bleistift und Taizan Papier gearbeitet hatte, begann ich mit Fineliner den Text zu schreiben. Ohne Konzept, einfach drauf los. Bald schon bemerkte ich, dass der ganze Text nicht auf mein Papier passen würde oder sich sinnvoll aufteilen liess. Also nahm ich ein weiteres Blatt und beschloss, ein Leporello daraus zum machen. Mit einem kleinen Dummy probierte ich die Faltung und legte dann gleich los. Ich versuchte einen ähnlich anmutenden Hintergrund zu gestalten. Dann schrieb ich den fehlenden Text weiter.
Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit:
eine Zeit zum Gebären / und eine Zeit zum Sterben, / eine Zeit zum Pflanzen / und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen,
eine Zeit zum Töten / und eine Zeit zum Heilen, / eine Zeit zum Niederreißen / und eine Zeit zum Bauen,
eine Zeit zum Weinen / und eine Zeit zum Lachen, / eine Zeit für die Klage / und eine Zeit für den Tanz;
eine Zeit zum Steinewerfen / und eine Zeit zum Steinesammeln, / eine Zeit zum Umarmen / und eine Zeit, die Umarmung zu lösen,
eine Zeit zum Suchen / und eine Zeit zum Verlieren, / eine Zeit zum Behalten / und eine Zeit zum Wegwerfen,
eine Zeit zum Zerreißen / und eine Zeit zum Zusammennähen, / eine Zeit zum Schweigen / und eine Zeit zum Reden,
eine Zeit zum Lieben / und eine Zeit zum Hassen, / eine Zeit für den Krieg / und eine Zeit für den Frieden.
Wenn jemand etwas tut – welchen Vorteil hat er davon, dass er sich anstrengt?
Ich sah mir das Geschäft an, für das jeder Mensch durch Gottes Auftrag sich abmüht.
Gott hat das alles zu seiner Zeit auf vollkommene Weise getan. Überdies hat er die Ewigkeit in alles hineingelegt, doch ohne dass der Mensch das Tun, das Gott getan hat, von seinem Anfang bis zu seinem Ende wieder finden könnte.
Ich hatte erkannt: Es gibt kein in allem Tun gründendes Glück, es sei denn, ein jeder freut sich und so verschafft er sich Glück, während er noch lebt,
wobei zugleich immer, wenn ein Mensch isst und trinkt und durch seinen ganzen Besitz das Glück kennen lernt, das ein Geschenk Gottes ist.
Jetzt erkannte ich: Alles, was Gott tut, geschieht in Ewigkeit. Man kann nichts hinzufügen und nichts abschneiden und Gott hat bewirkt, dass die Menschen ihn fürchten.
Was auch immer geschehen ist, war schon vorher da, und was geschehen soll, ist schon geschehen und Gott wird das Verjagte wieder suchen.Kohelet 3,1-15
Den Original-Bibeltext (ich habe eine Bibel, die ich für Collagen nutze) klebte ich an beide Ränder des Blattes, um den Farbton des Taizanpapiers nochmal aufzugreifen und dem geschriebenen Text einen Rahmen zu geben. Dann faltete und montierte ich den Leporello. Dieäußere Hülle ist entstand auch aus einem bereits in meinem Stash herumliegenden Hintergrundpapier, was ich mit einem Schriftzug aus Rubbelbuchstaben ergänzte.
Material
- Papier: Lana Dessin 220, A3, 220g/qm, 2 Bögen
- Taizan-Papier
- Schmincke Horodam Aquarellfarben
- Fineliner Pigma Micron 02