Tagebuch – Gartengedanken

Als ich neulich der Tochter beim Holz stapeln half, waren wir uns einig, dass diese Draußenarbeit im Garten und um das Haus eine sehr befriedigende Arbeit ist. Man ist körperlich gefordert, sieht was man gemacht hat und wenn man aus der frischen Herbstluft wieder reinkommt, ist es kuschelig und schön. 

Wir werkeln also im Garten. Im Frühjahr war ich frustriert. Kaum etwas hatte ich angesät, weil es zuerst lange kalt und verregnet war, dann die Schnecken alles wegfraßen. Ich bekam ein paar Tomaten geschenkt. Davon konnten wir etwas ernten. Im Herbst war ich erstaunt, wieviel dann doch auf unseren Tellern und in den Vasen landete. Keine Selbstversorgung, aber für Herz und Seele allemal: Kräuter, Himbeeren, Zuckerschoten, Bohnen, Tomaten und Chilli. Auch eine handvoll Kartoffeln, Salat, Kohlrabi und Zwiebeln waren dabei.

Der Herbst verhält sich etwas eigenartig in diesem Jahr. So saßen wir vor ein paar Wochen noch draussen in der Sonne, kochten Suppe über dem Feuer und baumelten in der Hängematte. Dafür kam sogar der Höhlenteenager, der am liebsten in seinem Zimmer verweilt, auf die Terrasse ans Licht. 

Wenig später gab es in der Nacht den ersten Frost. Einige Dahlien erlitten einen Frostschaden, sodass ich die anderen in einer abendlichen Rettungsaktion vor der nächsten Frostnacht reinholte. Auch die Pepperoni aus dem Tochterhochbeet erntete ich lieber. Ich erinnerte mich an das Salsa-Rezept aus dem Buch The Rhythm of Family von Soulemama. Eine liebe Leserin war so lieb, es mir zu schicken, weil ich das Buch nicht mehr habe.

So kochten der Wolf und ich Salsa, um Pepperoni und Tomaten zu verarbeiten. Die findet er so klasse, dass die erste Ladung fast täglich mit Taco Chips verspeist wurde und wir einen zweiten Topf voll gekocht haben.

Herbstfülle

Passend zu den Gartenwerkelein, zu Ernte, Fülle und Draussenzeit habe ich das Buch „Alte Sorten“ gelesen. Das hat mir eine liebe Freundin letztes Weihnachten geschenkt. Ich hatte es schon als Hörbuch auf den Ohren, fand es aber nochmal schön zu lesen. Die perfekte Lektüre für diese Jahreszeit und eine wirklich schöne Geschichte. Jetzt habe ich Lust auf Birne, frisches Brot und warmen Tee.

Ich bin dankbar für die Schätze, die aus den Gärten, in denen die Tochter arbeitet, zu uns finden: Zucchini, Äpfel, Quitten, Feuerbohnen, Haselnüsse. Sogar eine ganze Schüssel voller Gojibeeren war dabei. Auch unsere Biokiste ist im Herbst ein Fest. Ich fühle mich reich beschenkt und sehr dankbar.

Gestern habe ich unsere Weide zurückgeschnitten und viele morsche Äste entfernt. Auch in meinem Leben frage ich mich: Was ist alt und abgestorben, was darf ich gehen lassen? Und was trennt mich vom Wesentlichen, wo kann ich zurückschneiden und reduzieren?

Und so geht es im Garten wie im Leben immer und immer wieder um Balance. Wann ist viel zu viel, wann wenig zu wenig? Wie gehe ich mit reicher Ernte um? Wo kann ich vertrauen und den Dingen ihren Lauf lassen? Wo will ich korrigieren und kontrollieren?

Schöne Lebensfragen zum Nachdenken, während ich Grünholz abzwicke, Unkraut rausreiße oder Äpfel schäle.

Hat dir der Beitrag gefallen? Wie StrassenkünstlerInnen der Hut, steht hier im Blog eine virtuelle Teekasse. Wenn du magst, kannst du mir einen Tee ausgeben. Oder Farben und Papier. Danke für die Wertschätzung <3

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