Es gibt Zeiten, da habe ich das Gefühl, mein Gehirn ist noch aktiver als eh schon. Ich produziere dann Gedanken, Ideen, zergrüble, bringe auf die Meta-Ebene und wieder zurück. Das macht mich dann ganz ruhelos. Ich schreibe auf, führe Listen, verzettele mich. Heut morgen schrieb ich in mein Morgenjournal:
„Ich bin dankbar für den langsamen Sonntag, weil er mich daran erinnert, wieder in die Langsamkeit zu kommen. Ich bin dankbar dafür, dass ich spüre wieviel Stress in mir ist und etwas dagegen tun kann. Ich bin dankbar, dass ich Sensory Awareness kennengelernt habe und anwenden kann. Ich bin dankbar, dass ich mir vor Monaten Asana Rebel gekauft habe und wieder in eine Yoga-Routine finden kann. Ich bin dankbar für meine Kreativität, meine Ressourcen, meine Erfahrungen, mein Know-How, dankbar für mein Hadern und immer wieder hinterfragen. Danke Gott, dass du mich gut gemacht hast.“
Weil alles gut ist, wie es ist, teile ich einfach ein paar meiner Sonntagsgedanken. Vielleicht inspirieren sie dich, vielleicht segnen sie dich, vielleicht unterhalten sie dich oder vielleicht ermutigen sie dich.
Des Nachts
Es kommt nicht oft vor, dass ich schlecht in den Schlaf finde. Gestern war jedoch mein Kopf noch so wach, obwohl mir die Augen schon vor Müdigkeit tränten. Ich lag also noch lange wach. Vielleicht lag es am Wolf, der mit seiner tiefen Stimme noch mit einer Freundin telefonierte. Vielleicht an all den spannenden Büchern, die ich mir aus der Bibliothek ausgeliehen habe und am liebsten gleichzeitig lesen würde.
Vielleicht lag es auch an den vielen Impulsen von Menschen, die ich bewundere oder die mich inspirieren. Mindestens zwei davon haben sich von Social Media vorübergehend oder ganz zurück gezogen für ihre Seelenhygiene. Haben Suchtverhalten erkannt und Vermeidungsstrategien. Das macht mich nachdenklich und lässt mich mein eigenes Verhalten hinterfragen. Hinzu kommt in bestimmten Lebensbereichen eine sich einschleichende Unzufriedenheit, die ich nicht akzeptieren will. Und weil ich eine Macherin bin, habe ich das Licht wieder angeknipst und in meinem Journal Pläne geschmiedet. Sowas wie Neujahrsvorsätze. Fürs neue Lebensjahr (ich hab ja bald Geburtstag) oder so. Ab jetzt wird alles anders.
Natürlich weiß ich, dass es das nicht wird, aber ich wollte doch die ein oder andere Veränderung planen (und durchführen), um wieder in meine Mitte zu finden. Den Lärm der eigenen Gedanken, die innere Unruhe abstellen. Da gibt es zwei Herangehensweisen. Die achtsame und die aktive. So nenn ich das jetzt mal. Die achtsame oder auch spirituelle ist: hinspüren, annehmen, langsam werden, ins Gebet gehen, lauschen. Das ist die mit der Weite.
Die andere Herangehensweise ist die Planerin und Macherin in mir: Was macht mich unzufrieden, wie will ich es verändern? Zack, Plan machen, Schritte notieren, los geht’s. Die gibt Richtung und Power.
Ich glaube, ich brauche von beidem etwas. Ganz nach dem Motto: „Bete, dass der Zug wartet und renne.“
Die Fragen
Damit das nicht so kryptisch bleibt, sind hier ein paar konkrete Gedankenfetzen dessen, was mir durch den Kopf geht:
1. Fitness und Wohlbefinden | Ich habe zugenommen und bin etwas träge geworden. An sich nicht schlimm, weil ich mich gern mag, gern im Spiegel anschaue. Was mich stört, ist die träge Grundenergie. Also nicht eine gemütliche Langsamkeit zum Kraft schöpfen, sondern eine Egal-Haltung. Eine Nachlässigkeit. Die macht mich unzufrieden. Deshalb möchte ich gern wieder in Bewegung kommen. Nicht wegen der Kilos, sondern wegen des Gefühls.
2. Selbstfürsorge | Da ist Selbstfürsorge eng dran geknüpft. Im Kreativsalon Herbst habe ich die Frage gestellt: „Wie bereitest du dich auf die dunkle Jahreszeit vor?“ Und ich merke in mir drin, wie die letzten Jahre schon, entgegen des anrollenden Weihnachtstrubels da draussen, ein Bedürfnis nach Ruhe, Rückzug, Langsamkeit und Schönheit. Ich frage mich also, wie ich die nächsten Monate gestalten möchte. Was gebe ich in die Welt, wie halte ich mich in Balance und wie geht das zusammen?
3. Weiterbildung | Immer und immer wieder schleiche ich um eine Coaching-Ausbildung herum. Und jedes Mal hinterfrage ich meine Motivation. Klar, ich bin neugierig und wissbegierig, will mich immer weiter bilden und lernen. Deshalb lese ich, mache Kurse, absolviere Ausbildungen. Das war schon immer so. Es gibt aber auch diesen Anteil, der sich nie genug fühlt und nur deshalb noch dies und jenes hinzufügen will. Immer noch ein Stückchen besser werden, um… ja um was? Anerkennung, Geliebt werden, endlich genügen… Diese ganze alte Kiste.
Nun bietet Veit Lindau die letzte Runde seine Life Trust Coachings an. Startet nächstes Jahr. Frühbucherpreis endet demnächst. Machen oder nicht machen? Etwas in mir jubelt: „yeah, Lernen, Weiterbilden, Besser werden, endlich eine „Legitimation“ für das, was ich eh schon tue: Menschen begleiten.“ Dann ist da aber auch die Stimme: „Du bist schon genug. Du kannst schon genug. Du brauchst das nicht.“ Und so entscheide ich mich auf täglicher Basis dafür oder dagegen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich eh kein Geld dafür habe.
So sieht ein kleiner Ausschnitt in meinem Kopf aus.
Der Plan
Jetzt, wo ich dich ein bisschen mitgenommen habe in mein Gedankenwirrwarr, teile ich natürlich auch etwas meines Lösungsansatzes. Schreiben ist einer davon.
1. Fitness und Wohlbefinden
- Ernährung: Ich ernähre mich vorzugsweise vegan und innerhalb meines angestrebten Kalorienbedarfs. Das heisst: kein emotionales Plätzchenessen, Ernährungstagebuch und gute Speiseplanung. Ich nehme regelmässig meine Supplements (Vitamine, Mineralstoffe, Aminos, Q10 und Omega 3)
- Bewegung: Ich komme auf zwei Bewegungseinheiten am Tag. Unser täglicher Spaziergang (mit dem Schrittziel von 7500 Schritten als Ausgleich zu meiner vorwiegend sitzenden Tätigkeit) und Yoga. Vor Monaten habe ich mein Abo der App „Asanarebel“ verlängert. Dort habe ich mir jetzt eine 21 Tage Challenge mit ca 25 Minuten Yoga pro Tag ausgesucht. Hab ich bisher noch nie geschafft. Aber ich bin motiviert.
- Trinken: Ich trinke zu wenig. Deshalb stelle ich mir wieder eine Karaffe mit Wasser hin, die mich daran erinnern soll, mehr Wasser zu trinken. Zwei davon will ich am Tag leeren. Das sind zwei Liter. Alternativ geht auch Kräutertee.
- Lesen: 10 Seiten am Tag in einem Buch lesen. Das kann was entspannendes, was informatives oder weiterbildendes sein. Genug Lesestoff habe ich hier liegen.
- Meditation: Täglich in die Stille gehen, mich mit Gott verbinden, nach innen lauschen. Das mache ich meistens morgens vorm aufstehen.
2. Selbstfürsorge
Braucht eigentlich nicht extra erwähnt werden, weil Punkt eins ja schon Selbstfürsorge ist. Ich gehe aber noch auf den Achtsamkeitspunkt ein (auch wenn ich merke, dass ich hier schon ganz schön lang geworden bin beim Schreiben. Aber Schreiben ist Teil meiner Selbstfürsorge, hehe.). Achtsamkeit also. Damit meine ich regelmässige Bodychecks. Ausrichtung auf meine innere Haltung. Langsamkeit. Schönheit. So will ich die dunklen Tage verbringen. Auch hier zitiere ich aus meinen Morgenseiten:
„Ich bin dankbar für dieses schöne Licht, weil Schönheit meine Seele nährt. Ich bin dankbar für diesen ruhigen goldenen Morgen, weil Ruhe meine Seele nährt. Ich bin dankbar für die Alleinzeit, weil Alleinzeit meine Seele nährt. (…) Ich bin dankbar für unser Ökohaus, den Garten und den ruhigen Wohnort. Und für das Hier und Jetzt.“
Selbstfürsorge ist auch, Morgenseiten zu schreiben, zu zeichnen und einfach vor mich hinzuschauen. Oder mal die ganzen Listen wegtun.
3. Weiterbildung
Die Coachings-Ausbildungsfrage hat sich in mir bei einem Spaziergang geklärt. Ich habe mich dagegen entschieden mit einem „Ich bin genug.“ Es gibt allerdings eine Ergänzung zu dieser Entscheidung: Ich werde die Quelle, die mein Nichtgenugseingefühl am meisten nährt (Social Media) mit mehr Vorsicht genießen, vielleicht sogar eine Pause machen (auch wenn mir ein Toxi auf der Schulter einflüstert, das sich ja dann gar niemanden mehr erreiche, Social Media für meinen Business brauch. So ein Quatsch. Nun überlege ich an einer praktischen Umsetzung herum. Social-Media Öffnungszeiten? Kompletter Rückzug bzw Pause für einen gewissen Zeitraum? Die App nur öffnen, wenn ich was zu sagen habe? Nur am Wochenende Posten/Lesen? Gar nicht so leicht.
Ich habe auf meinem Laptop eine Vielzahl angefangener Kurse und Programme, Workbooks und Trainings. Wenn mich Wissensdurst packt, dann kann ich da weiter machen und mir gezielt etwas auswählen. Und wie die Quirlige Australierin Leonie Dawson es in ihren Kursen sagt: Be Ingrid the Implementer. Also nicht nur konsumieren, sondern auch anwenden.
So weit mein Wort zum Sonntag. Ich weiß, es war viel und vielleicht liest es auch keiner. Mir war wichtig, meine Gedanken ein bisschen zu sortieren, zu verschriftlichen und dich an meinen Vorhaben teilzuhaben. Manchmal habt ihr ja auch noch Gedanken dazu, auf die ich selber gar nicht komme. Und ausserdem wollte ich die schönen Novembergartenbilder zeigen. Am Samstag war es nämlich tolles Wetter um noch einige Gartenarbeiten zu erledigen.
Hat dir der Beitrag gefallen? Wie StrassenkünstlerInnen der Hut, steht hier im Blog eine virtuelle Teekasse. Wenn du magst, kannst du mir einen Tee ausgeben. Oder Farben und Papier. Danke für die Wertschätzung <3
Liebe Ramona,
Ich habe es gelesen und es hat mich sehr berührt und inspiriert. Passend zur Jahreszeit scheint dieses einkehren und reflektieren jetzt wieder dran zu sein, zumindest bei mir ist es auch so und einige Punkte deiner Liste umtreiben mich aktuell auch sehr. Da war es gerade total schön und stärkend, deine Gedanken dazu zu lesen und auch Anregungen mitzunehmen.
Außerdem habe ich sehr lange das Lavendelfoto ganz oben angeschaut, denn es ist so schön!
Dir einen guten Start in die Woche,
Liebe Grüße!
Liebe Sophie, vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Der Lavendel hat mir im Garten so gefallen, weil die Farbigkeit nochmal eine ganz andere ist als im Juli. Das fand ich irgendwie faszinierend und mochte es sehr. Und ja, November ist Zeit der Einkehr.
Liebe Ramona, ich bewundere deine reflektierende Art, die im Tun mündet, ohne dich zu stressen. Das machst Du wunderbar. Deine Texte lese ich immer gern. Und deine Fotos verzaubern sie zusätzlich.
Danke, liebe Maya.
Hab auch gern gelesen… Lieben Gruß Ghislana
Danke, Ghislana.
Aber natürlich liest das jemand 🙂
<3
Liebe Ramona! Wieder so ein schöner Text von Dir! Ich bin so gern bei Dir „zu Besuch“. Es ist für mich ungemein inspirierend was Du schreibst und ich bin Dir sehr dankbar, dass Du Dich so offen zeigst. Von Deinem Geschriebenen nehme ich vieles mit in meinen Alltag, lass es nachhallen, setze es um. Das ist mir schon sehr oft aufgefallen. Auch Dein Hadern mit dem was ist, die Selbstzweifel, das Reflektieren und Dein unermüdliches Dran-Arbeiten beeindrucken mich sehr! Ich würde Dich wirklich sehr vermissen“
Liebe Daniela, vielen Dank!