Für mich bringt der September immer Veränderung. Diese besondere Energie eines Anfangs. Dieses Jahr habe ich mir ganz bewusst vorgenommen, nicht gleich aus dem August und den Ferien in die Vollen zu starten, sondern mir einen Übergang zu erlauben. Langsam wieder in den neuen Rhythmus einschwingen, der ab nächster Woche mit dem Schulbeginn ins Haus steht. Gretchen Rubin schreibt schon seit Jahren darüber, dass September der neue Januar ist. Neuer Start nach den Sommerferien. Zurück aus dem Sommer. Den Kalender umblättern, der Übergang ins letzte Quartal des Jahres.
Nichts ist so beständig wie der Wandel. Heraklit von Ephesus
Freiraum für neue Wege
In mir drin und um mich herum verändern sich Dinge. Manche machen mir Angst, wie meine eigene Entwicklung, gleichzeitig kommt damit aber auch große Aufregung für etwas Neues ins Haus. Letztes Jahr hatte ich im Sommer begonnen, mich mit dem Thema Reduktion zu befassen. Ich habe meine Websites zusammengeführt, ein Prozess, der noch immer anhält. Auch alte Kalender und Notizbücher mussten weichen, Bücher und Bastelmaterial. Ich strebe keinen Minimalismus an, aber einen gewissen Grad an Übersichtlichkeit und Freiraum für neue Wege. Auch thematisch merke ich, dass eine Veränderung ansteht. Oder bereits angedeutetes intensiver wird. Kennst du das Gefühl, wenn du selbst aus dir herauswächst? Wenn es Zeit wird, sich wie eine Schlange zu häuten aus einer Schale, die nicht mehr recht passen will? Aber gleichzeitig ist die Haut so vertraut, dass es gar nicht so einfach ist, sie abzustreifen. Dann passieren Dinge im Außen, die Nachhelfen und möglich machen, die Schritte zu gehen, die längst dran sind. Wandel eben.
Verletzlichkeit macht stark
Im Newsletter schrieb ich bereits, dass ich mich in den vergangenen Wochen intensiv mit der Frage auseinandergesetzt habe, was ich hier eigentlich tue, und was ich in der Welt bewirken will. Das passiert in regelmässigen Abständen, dieses Hinterfragen. Warum mache ich, was ich mache (ich könnte ja auch im Supermarkt Regale einräumen, in der Anwaltskanzlei Anrufe entgegen nehmen und Akten kopieren (alles schon gemacht) oder beim Bäcker Brötchen verkaufen)? Und was blockiert mich, mit dem, was mir am Herzen liegt hinaus in die Welt zu gehen. Das sind spannende Themen. Die Fährten führen zu Angst, Scham, Würdigkeit und Verletzlichkeit. Ich lese Brené Brown und Beth Pickens.
Es kann also sein, dass ich mich in den nächsten Wochen noch mehr trauen könnte, über meine Beziehung zu Gott und Glaube in meinem Leben zu erzählen. Oder noch mehr darüber, wie Kunst für mich ein Weg für Innenschau und Spiritualität ist. Ich ringe da noch mit mir, weil es sehr persönlich ist, ich aber das Gefühl habe, dass es raus will.
Aus vollem und tiefsten Herzen zu leben bedeutet, sich selbst etwas wert zu sein und sich mit dieser Haltung auf das Leben einzulassen.
– Brené Brown, Verletzlichkeit macht stark
Veränderung – auf mein Unternehmen schauen
Der August war finanziell nicht einfach. Auch für die kommenden Monate stehe ich eher ratlos vor meinen Zahlen. Ich weiss, es wird sich immer ausgehen. Ich bin kreativ und verfüge auf vielen Ebenen über ausgezeichnetes Handwerkszeug. Das ist es auch nicht, sondern eher die Eindringlichkeit mit der Gott mir die Tür aufhält, neue Wege zu betreten (z.B. indem die Künstlersozialkasse versucht, mich loszuwerden). Ganz pragmatisch habe ich für mich einige Beschlüsse gefasst und mir ein paar Regeln für den Rest des Jahres auferlegt. Mal sehen, ob ich dich ein bisschen mitnehme, wie es mir gelingt, dranzubleiben. Bewusst die Veränderung zu leben statt sie zu blockieren mit meinen Ängsten und Bedenken.
Bei einem Gespräch mit meinem Mann erzählte ich ihm neulich, dass ich oft gar nicht weiss, an welcher Stelle ich den Hebel ansetzen soll: Marketing, Verkauf, Persönlichkeitsentwicklung. Oder ganz was anderes? Wir waren uns dann einig, dass bei mir als Soloselbständige tatsächlich viel an meiner Person hängt. Dort wo ich mich ausbremse, mein Licht unter den Scheffel stelle oder mich nicht zeige, dort hängt auch meine unternehmerische Seite.
Ich habe Schwächen: ich lasse mich total gern ablenken. Am liebsten von Kursen, Weiterbildungen und Input. Und ich glaube, ein Teil dieser Schwäche geht darauf zurück, dass ich oft denke, noch nicht gut genug zu sein für das, was ich anbiete. Noch mehr lernen und können zu müssen. Ein Teil sage ich. Denn auf der anderen Seite lerne ich auch wahnsinnig gern dazu, bilde mich weiter, entdecke Neues, probiere aus.
Aber, diese Ablenkungen führen dazu, dass weniger Kapazität für das, was ich wirklich machen will, zur Verfügung steht. Also zurück zu meinen Regeln (der Schlenker musste sein, damit die Regeln nachvollziehbar sind).
Meine Regeln bis Ende des Jahres
- Ich bestelle alle Newsletter ab, die in meinem Posteingang landen. Auch die, die ich richtig gern lese. Ich habe also mit dem Abbestellen begonnen (und eine Liste angelegt von denen, die ich später wieder abonnieren will. Denn ich lese total gern Newsletter). Bisher habe ich mich, ich bin selbst erstaunt darüber, schon aus 40 Newslettern ausgetragen.
- Mittwoch ist ein termin- und arbeitsfreier Tag, um mich von meinem langen Dienstag ausreichend zu erholen. An diesem Tag kann ich, wenn es meine Kraft zulässt, kleine organisatorische Dinge erledigen. Ansonsten ist er für schöne Tätigkeiten, Auftanken und Genießen reserviert.
- Die letzte Woche des Monats bleibt möglichst auch weitgehend terminfrei. Diese Zeit nutze ich gern, um zu reflektieren, neue Dinge zu planen und meinen Fokus neu zu setzen. Eine Planungs- und Sortierwoche also.
- Ich verbringe weniger als eine Stunde täglich in sozialen Netzwerken, am besten zu festen Zeiten. Welche die festen Zeiten sind, gilt es noch herauszufinden b.z.w. festzulegen.
- Keine neuen Kurse buchen. Wenn ich unbedingt Inspiration brauche, habe ich noch genügend angefangene Kurse, die ich weitermachen oder beenden oder wieder mitmachen kann. Ich habe noch einige, zu denen ich mich bereits im Laufe des Jahres angemeldet habe. Die nehme ich natürlich mit. Aber neu reinkommende Angebote ignoriere ich tapfer, so verlockend sie auch sind.
Pausen, Zwischenräume und Fokus
Ziel meiner Regeln soll sein, mich wieder mehr zu fokussieren, Ablenkungen zu reduzieren und mir zu helfen, bei mir zu bleiben. Mit dem rauszugehen, was mir wirklich am Herzen liegt. Und da habe ich die ein oder andere Idee, um die ich mich aus Angst, nicht genug zu sein, schon eine ganze Weile drücke. Ausserdem habe ich festgestellt, dass ich mehr Pausen brauche als ich mir selbst zugestehe. Diese Pausen und Zwischenräume sind aber super wichtig für meine Kreativität und meine Gesundheit. Deshalb will ich ihnen mehr Raum geben. Manche Veränderungen kann man eben auch bewusst gestalten statt sich verändern zu lassen, oder?
*Naturjournal Onlinekurs: 4 Wochen die Weisheit der Natur im Art Journal festhalten. Eintauchen in die ewige Weisheit, in Geschichten, Symbole und Metaphern.
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