In meinem Tagebuch notierte ich gestern kurz einen Gedanken, der mir beim Essen machen in den Sinn kam:
„Erkenntnis: Ich spiele überall mit dem Arsch an der Wand. Geld, Zeit, Speicherplatz. Immer am Limit. -> Raum, schaffen und Raum halten.
Aufräumen, Rauschmeissen, Ausmisten, Grenzen setzen. Boundaries. Atmen. Frieden. Ich bin Weite.“
Ich glaube, meine Therapeutin hat diesen Zustand „auf Kante genäht“ genannt. Auch ein schönes Bild. Mir ging es jetzt viele Wochen wirklich gut. Viel Energie, viele Ideen, viel geschafft. Seit ein paar Tagen ist das irgendwie gekippt. Ich bin erschöpft und emotional, habe jetzt bewusst zurückgeschalten. Mich überrascht immer wieder, wie plötzlich es hereinbricht. Ich denke mir immer wieder, bereits gut mit meinen Kräften zu haushalten. An manchen stellen überolle ich mich aber selbst.
Gestern hatte ich einen kleinen Fehler gemacht, der keine großen Folgen für mich hatte. Und doch sah mein Nervensystem das ganz anders. Ich reagierte auf körperlicher Ebene aus einem scheinbar sehr altem Programm heraus. „Fehler machen ist nicht sicher.“ Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich wieder gefangen habe. Am Abend konnte ich erkennen, dass ich meine Flucht- und Betäubungsprogramm gegen das Gefühl der Verlassenheit in mir abgespult habe: Endlos-Scrollen im Handy, emotionales Kaufen beim Boesner. Zum Glück waren auch ein paar funktionale Strategien dabei wie ein Spaziergang, Gespräche mit dem Mann, Weinen und ein Mittagsschläfchen.
Heute geht es mir wieder besser. Meine Stabilität kehrt zurück. Ich reguliere mich, ordne mich (Listen schreiben!) und finde Halt im kreativen Tun. Für die oben beschriebene Sehnsucht nach Raum habe ich mein Zimmer aufgeräumt und meinen Kleiderschrank aussortiert Ich habe an Lindenblüten geschnuppert und mich von ihrem süßen Duft beruhigen lassen.
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