Dance me through the panic

Songtexte, Gedichte, Zitate oder eigene Gedanken. Oft sind es Worte, die mich zu einem Bild inspirieren oder ein Bild erst stark machen. Bild und Text, Farben und Worte. Verschiedene Ebenen und Themen, die mich selbst beschäftigen.

In dem Song „Dance me to the end of love“ von Leonard Cohen heisst es in der ersten Strophe:

Dance me to your beauty with a burning violin
Dance me through the panic ‚til I’m gathered safely in
Lift me like an olive branch and be my homeward dove
Dance me to the end of love
Dance me to the end of love

Davon habe ich mich inspirieren lassen für eine kleine Reihe von Arbeiten in einem Kurs mit dem belgischen Kalligrafen Yves Leterme. Das Lied mag ich sehr gern, und es zeigt sich mir in immer neuen Facetten und Interpretationsmöglichkeiten, immer neuen Metaphern. Ich kann einzelne Zeilen herausnehmen oder das Werk als Ganzes betrachten.

Dance me to your beauty with a burning violin…

Obwohl der Song ein Liebeslied ist, hat Leonhard Cohen den Funken für diesen Liedtext aus der deutschen Geschichte entnommen. In den Konzentrationslagern gab es Häftlingsorchester. Zu vielen Anlässen wurde Musik gespielt (musikalische Zwangsarbeit), so auch meist heitere und beschwingte Musik bei der Ankunft von Deportationszügen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Es wurde eine Stimmung vorgegaukelt, um die Angst und Panik der Neuankömmlinge unter Kontrolle zu halten.

Die Kombination aus Leidenschaft, Musik und so vielen auch widersprüchlichen Gefühlen haben Cohen inspiriert. Mit seiner Musik und dem Text ist ihm so gut gelungen, das einzufangen.

Eigene (Ge)Schichten

Ich habe diese Liedzeilen in meine eigenen Arbeiten einfliessen lassen. Habe ihnen Farben gegeben. Das emotionale Rot, das bedrohliche Schwarz – Leidenschaft und Panik, Vernichtung und Leben. In mir klingen noch andere Aspekte an. Die Panik. Die Angst. Die Ungewissheit. Aber auch die Hoffnung aus dem Song. Dieses Festhalten an dem Schönen, dem Lebendigen. Ich befinde mich gerade in einem Heilprozess einer Angststörung. Es gibt so viele Momente, wo ich einfach nur verzweifle und wütend bin, Momente des Aufgebens und der Schwäche. Aber innen drin auch so viel Hoffnung, Feuer und Leuchten.

Im Laufe des Lebens legen wir uns unseren ganz eigenen Werkzeugkasten an, um mit Krisen umzugehen. Dinge, die uns nähren, wohltuen und helfen, wieder aus dem Tal herauszukommen. Das kann Gemeinsschaft sein oder Rückzug, Aufschreiben, Rausreden oder Tanzen. Für mich funktioniert eine bunte Mischung aus achtsamen Tätigkeiten zur Selbstfürsorge: Rausgehen in die Natur, Gespräche mit vertrauten Menschen, nährendes Essen, Licht und Wärme.

Heilende Kunst

Schreiben, Malen und im-Tun-Versinken helfen mir, mich auszudrücken, Inneres sichtbar zu machen und zu Heilen. Linien und Zeichen, Flächen und Konturen dürfen sich ordnen oder chaotisch ineinander verschmelzen. Es dürfen Schichten entstehen, Farben weggenommen oder übermalt werden, Texte verschwinden und an anderer Stelle wieder auftauchen. Kunst ist, wie auch Heilung, ein Prozess. Und irgendwann weiss ich, dass alles gut ist.

 

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