Am Wochenende habe ich ein wunderbares sommerleichtes und dennoch tiefgründiges Buch gelesen, das ich dir hier als Tipp dalasse – 25 letzte Sommer von Stephan Schäfer. Vielleicht ist es ja genau das, was du für deine Urlaubsreise gesucht hast. 170 Seiten leicht und locker an ein bis zwei Tagen lesbar.
Es ist ja so: Wenn ich wegfahre, dann nehme ich mir immer 1-2 Bücher mit. Erstens, weil ich eh jeden Tag lese. Und Bahnfahrten bieten sich an, gleich noch mehr zu lesen. Es ist aber auch so, dass wenn ich Übergangszeiten, Umstiege und Wartezeiten habe, dass ich dann im Buch- oder Zeitschriftenladen schmökere. Den Rest kannst du dir denken.
So war es auch am Donnerstag auf dem Weg Richtung Berge. Ich hatte durch eine kleine Fehlplanung ausreichend Zeit, um am Stachus in München in den Hugendubel zu gehen (gefährlich!). Und wie es das Schicksal so wollte, kam ich mit zwei neuen Büchern aus dem Laden wieder raus. Eins davon „The Big Five for Live“ von John Strelecky. Das andere „25 letzte Sommer“ von Stephan Schäfer. Beide versprachen leichte Sommerlektüre.
25 letzte Sommer
Das Buch von Stephan Schäfer begann ich direkt in der Bahn zu lesen. Ein angenehm leises, gut zu lesendes Buch. Mit nur 170 Seiten hatte ich es in knapp zwei Tagen durchgelesen. Zwei Männer treffen sich am Morgen an einem See, kommen miteinander ins Gespräch über das Leben. Einer der beiden ist ein vielbeschäftigter Geschäftsmann auf der Suche nach Sinn im Leben und innerem Frieden. Der andere, ein Kartoffelbauer, der Langsamkeit und Ruhe schätzt.
Was ich an dieser Art von Büchern so gern mag: Sinnlichkeit. Wenn Menschen miteinander einfach Essen teilen, langsame Dinge tun, Natur geniessen. Das hat mir schon in den Büchern „Offene See“ und „Alte Sorten“ so gut gefallen. Kein Wunder, dass mir auch „25 letzte Sommer“ eine wunderbare Auszeit zwischen den Seiten war.
Lieblingssätze aus dem Buch „25 letzte Sommer“
Wenn ich lese, passiert es nicht allzu selten, dass ich mir Notizen mache, Gedanken am Rand eines Buches hinkritzel oder Sätze unterstreiche. Meine Notizen aus „25 letzte Sommer“ sind diese:
„Mir hat das regelmäßige, friedliche Arbeiten an der frischen Luft Ruhe, Klarheit und Kraft gegeben. Zu wissen, was meine Aufgabe ist, worin meine Zukunft liegt und was mir Heimat gibt. Für mich ist die Welt in Ordnung, wenn oben der Himmel ist und unten das Feld. „
Was für ein Satz. Wo stand ich eigentlich zwischen Himmel und Feld?
Was hat dich in der letzten Woche am meisten bewegt?
Dann stellte Mohamed den beiden vier wohlüberlegte Fragen anstatt eine Antwort zu geben.
Erstens: Gibt es dir Liebe und Frieden?
Zweitens: Gibt es dir Lebensfreude und Energie?
Drittens: Gibt es dir Freiheit und Selbstbestimmung?
Viertens: Gibt es dir Ruhe und Halt?„Das waren für Mohamed die Kernelemente des Lebens, die er sich immer wieder vor Augen führte, bevor er in eine neue Richtung aufbrach.“
„Das Komponieren eines Liedes, das Modellieren einer Keramik, das Erforschen einer seltenen Pflanze, das Entstehen einer großen Liebe. Das alles benötigt Zeit. Nur wer nachdenkt, kommt auf wirklich Neues. Kreativität entsteht durch Empathie – und Langeweile. Schönheit geht nicht schnell.“
„Die Kunst als Vermittlerin des Unausprechlichen. Stell dir mal eine Welt ohne künstlerisches Schaffen vor. Wo finden unsere Herzen dann Unterschlupf, wenn es mal wieder gewittert?“


Mein Fazit zum Buch „25 letzte Sommer“
Langsamkeit hat sich schon beim lesen direkt eingestellt. Ich sass mit den beiden Männern am Tisch, schwamm im See und ging mit ihnen über den Kartoffelacker. ich hab mir die Lebensfragen aufgeschrieben, um sie für mein Leben anzuwenden, nickte zustimmend zu den Zitaten über Kunst und Schönheit.
Eine bemerkenswerter Zu-fall: Im Buch hing das unten geschriebene Zitat von Jorge Luis Borges statt einem Spiegel über dem Waschbecken in Karls Haus (Karl ist der Kartoffelbauer). Das gleiche Zitat begegnete mit am Wochenende an der Wand im Gang zum Badehaus im Kranzbach, wo wir für vier Tage waren. Darüber musste ich schmunzeln.
Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte im nächsten Leben, würde ich versuchen mehr Fehler zu machen. Ich würde nicht so perfekt sein wollen, ich würde mich mehr entspannen. Ich wäre ein bißchen verrückter, als ich gewesen bin, ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen. Ich würde nicht so gesund leben. Ich würde mehr riskieren, würde mehr reisen, Sonnenuntergänge betrachten, mehr bergsteigen, mehr in Flüssen schwimmen. Ich war einer dieser klugen Menschen die jede Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten, freilich hatte ich auch Momente der Freude aber wenn ich noch einmal anfangen könnte würde ich versuchen, nur mehr gute Augenblicke zu haben. Falls du es noch nicht weißt aus diesen besteht nämlich das Leben nur aus Augenblicken, vergiß nicht den jetzigen. Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen. Und ich würde mehr mit Kinder spielen, wenn ich das Leben noch vor mir hätte. Aber sehen sie……ich bin 85 Jahre alt und weiß, dass ich bald sterben werde.
– Jorge Luis Borges
Danke Ramona! Ich hab das Zitat zur Kunst direkt meiner Tochter geschickt, die mit ihren KollegInnen in Leipzig gerade mit einem eingefrorenen Kulturetat zu tun hat und die nun überlegen müssen, wie es weitergeht. Da kam mir Dein Beitrag gerade recht. Und auch sonst freue ich mich immer wieder von Dir zu lesen. Ich habe auch noch einen Buchtipp für Dich:
„Ein Garten offenbart sich: Erzählung von einem anderen Leben“ von Katrin de Vries
Das hat mich auch entschleunigt und gleichzeitig den Blick fürs Wesentliche geschärft.
Alles Gute in Deinen Sommer!