Pay yourself first

In den letzten Wochen war hier hinter den Kulissen wirklich viel zu tun. Kurse vorbereiten und administrieren, Werbung, Kundenanfragen, Schreibjobs und Elternarbeitszeit. Ich wusste zeitweise nicht, wo mir der Kopf steht. Gleichzeitig tut es mir gut, mich rauszunehmen und in meinem Artjournal und Skizzenbuch zu arbeiten. Mir fiel irgendwann der Ausspruch „Pay yourself first“ ein.

Bei einer vollen Aufgabenliste bin ich geneigt, das als Nebensächlichkeit abzutun und hinten anzustellen. Das hat zur Folge, dass ich es am Ende sein lasse, weil der Tag schon um ist, ich zu müde bin, es sich nicht mehr ergibt oder ich keine Lust mehr habe. Energie aufgebraucht. Ende. 

Dann habe ich festgestellt, dass kreatives Tun keine Nebensächlichkeit ist, sondern eine Notwendigkeit. Egal wie kurz, wie klein, wie scheinbar unbedeutend: ich brauche es, den Stift wandern zu lassen, mit Farben, Texturen oder Worten zu spielen. Also habe ich die lange Aufgabenliste ignoriert, mich hingesetzt und in meinem Art Journal gearbeitet. Ein paar bunte Seiten bis der Atem wieder fliessen konnte. Danach war es mir auch viel besser möglich, konzentriert zu arbeiten.

Das ist Selbstfürsorge. Wie im Flugzeug, wo man sich selbst im Falle eines Notfalls auch die Sauerstoffmaske zuerst selbst aufsetzt, um danach seinem Kind dabei behilflich sein zu können. Oder im gern zitierten Gedicht von Bernhard von Clairvaux, die eigene Schale erst füllen

Sich selbst zuerst zahlen – pay yourself first

Auch, wenn ich Richtung finanzielle Bildung schaue, gibt es den Spruch „Pay yourself first“. Neulich habe ich ihn gerade wieder bei Madame Moneypenny gelesen. Nicht zum Ende des Monats warten und das, was übrig ist sparen. Sondern eine angemessene Sparrate festlegen und gleich nach Geldeingang weglegen. Und dann mit dem wirtschaften was da ist. Sonst bleibt möglicherweise nie was übrig. So ist das mit unserer Zeit, mit unserem Geld und mit unserer Energie. Das ist noch nicht in alle Zellen eingesickert. Ich habe zum Beispiel erst vor wenigen Jahren begonnen, mir selbst ein Gehalt auszuzahlen. Vorher habe ich immer mit dem herumgewurschtelt, was eben da war. Jetzt habe ich eine bestimmte Summe, die ich monatlich anstrebe, mir als Gehalt zu zahlen. Und da muss die Unternehmerin-Ramona sehen, dass sie schafft, ihre Angestellte-Ramona auszuzahlen.

Aber ist das denn nicht egoistisch? Zuerst an sich selbst zu denken? Nein, ist es nicht! Denn nur, wenn ich selbst Kraft, Gesundheit und Energie habe, kann ich auch für andere da sein. Auch im Rettungswesen steht die eigene Sicherheit an erster Stelle. Da gilt ebenfalls: wie kann ich anderen helfen, ohne mich dabei selbst in Gefahr zu bringen. Deshalb stellen wir Warndreiecke auf, bevor wir uns um verunfallte Menschen auf der Strasse kümmern. 

“Be a good steward of your gifts. Protect your time. Feed your inner life. Avoid too much noise. Read good books, have good sentences in your ears. Be by yourself as often as you can. Walk. Take the phone off the hook. Work regular hours.” Jane Kenyon

Praktisch umsetzen

Und wie kann ich diese Erkenntnis nun ganz praktisch umsetzen? Gerade in stressigen Zeiten vergesse ich das ganz schnell wieder. Hier ist es gut, das als Gewohnheit zu etablieren. Das funktioniert am besten, indem ich in guten Zeiten damit beginne und es immer wieder übe. Denn in Krisenzeiten haben wir kaum Kapazitäten für Veränderung.

Ich könnte mir also täglich Zeit nehmen, in meinem Art Journal zu arbeiten. Egal wie lange. Das können auch nur zwei Minuten sein. Zwei Minuten sind machbar. Zwei Minuten Instagram schaffe ich ja auch. Ha! 

Es beginnt mit einer Entscheidung. Ich entscheide mich, mir diese Zeit wert zu sein. Habe all meinen Kreativkram griffbereit liegen (das ist für mich nicht so ein Thema, weil bei mir überall Stifte, Zettel und Farben herumliegen) und fange an. Bevor ich mich an meine tägliche Aufgabenliste mache. Und dann spiele ich mit Farben, lasse es fließen. mal mehr, mal weniger. Jeden Tag ein bisschen. Und dabei fühle ich, wie es mir geht. Wie ging es mir vorher (Anspannung, schlechte Laune, Sorgen, Neugier, Freude) und wie geht es mir danach (mein Atem fliesst wieder, Gedanken konnten sich sortieren, der Brustkorb fühlt sich weniger eng an, vielleicht schmerzt mein Nacken ein wenig mehr vom Sitzen oder die Finger vom Schreiben)? Ich stehe auf, bewege mich ein wenig und beginne mein Tagwerk.

Hat dir der Beitrag gefallen? Wie StrassenkünstlerInnen der Hut, steht hier im Blog eine Teekasse. Nur eben virtuell. Wenn du magst, kannst du mir einen Tee ausgeben. Oder Farben und Papier. Danke für die Wertschätzung <3

1 Kommentar zu „Pay yourself first“

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen