Tagebuch – Helge Schneider, Kunst und Essen

Ich muss ungefähr 16 gewesen sein, als Helge Schneider mit Katzeklo ziemlich bekannt wurde. In meiner Erinnerung hatte ich eine Kassette – nicht selbstgekauft, sondern irgendjemand hatte sie mir überspielt. Da war die Katzeklo-LP drauf. Mit all den blöden Liedern und Geschichten. Vom Haifisch, der eckig ins Aquarium reinwuchs. Darüber konnte ich mich schlapp lachen. So ein blöder Humor. Mit meinem damaligen Freund und unserer Clique waren wir auf einem Helge Schneider Konzert in Leipzig.

Dann verlor ich ihn mit den Jahren aus den Augen. War jetzt nicht so ganz mein Geschmack. Jazz ist eh nicht so meins. Während der Corona-Phase entdeckte ich ihn wieder. Wie er auf Instagram über den lockdown erzählte. Wie er als Künstler damit umging, keine Konzerte mehr geben zu dürfen. Das hat mir gut gefallen. Da waren wirklich lustige und tiefgründige Sachen dabei.

Vor ein paar Tagen kam der Mann und meinte, ob ich nicht Lust hätte auf ein Helge Schneider Konzert zu gehen. Er hat ein neues Album, neue Auftritte. Also buchten wir uns Karten für Juli. Nun bin ich schon gespannt. Der Mann hat ihn als Musiker entdeckt. In einem Video über Gongs. Und heue kam mir ein Interview unter die Augen, was ich ganz gern gelesen habe. Darin erzählt Helge ein bisschen über das Künstler-Sein. Ein paar seiner Statements fand ich toll (oder lustig):

„Ich bin Musiker, ich mache keinen Urlaub.“

„Als Künstler ist man nicht unbedingt derjenige, der das, was man macht, erklärt. Das können andere tun. Deshalb finde ich es auch so schlimm, wenn Künstler gezwungen werden ihr eigenes Werk zu erklären. Gerade in der Malerei – das darf man einfach nicht erwarten. Van Gogh hätte sich nicht hinstellen können und sagen: Ich habe das Sonnenblumenfeld gemalt, um dieses oder jenes auszudrücken.“

Wer Fragen stellt, wünscht sich lediglich einen Einblick in den Schaffensprozess von Kunst, weil dieser Einblick faszinierend ist.

„Schon klar, aber jeder soll seinen eigenen Blick auf Kunst haben. Doch als Künstler sein Werk erklären und damit sein Innerstes preisgeben? Dann wäre Kunst doch arg zielgerichtet. Irgendwie einseitig. Deshalb könnte ich auch kein Politbarde sein oder Kabarett machen. Das ist ein anderer Beruf. Ich bin professioneller Phantast.“

Professioneller Phantast. Was ist das denn für ein bezaubernder Beruf. Ich spiele manchmal mit der Berufsbezeichnung „Muse“ und trau mir das nicht recht. Aber wenn es professionelle Phantasten gibt – warum eigentlich nicht?

Vom Üben

Im Interview erzählt Helge auch, dass er für seine neue Platte für einige Stücke extra Trompete gelernt hat und einen Ton 40 Mal spielen musste, bis er so klang, wie er ihn haben wollte. Das erinnert mich ein bisschen an meine Trompetenstunden. Wir proben im Posaunenchor gerade für ein Konzert im März. Die meisten Stücke überfordern mich. ich schwimme da mehr schlecht als recht mit im großen Chor. Aber es macht Spaß. Am Wochenende haben wir wieder Proben. Da komme ich mir auch manchmal vor wie Helge. Wenn wir immer gleiche Passagen spielen bis sie passen. 

Aber das ist ja wie beim Schreiben. Und Zeichnen. Wie mit allem eigentlich. Je öfter man etwas macht, desto sicherer wir man darin. Zum Beispiel beim Kochen. Da weiss man dann, was gut miteinander schmeckt, welche Kombinationen passen und was man lieber sein lassen sollte.

Ha! Das war eine gute Überleitung, dir von der Fülle auf unserem Teller diese Woche zu erzählen. Wenn ich etwas gut kann, dann aus scheinbar nichts etwas zu machen. Zeige mir deinen Kühlschrank und ich zaubere eine Essen daraus. Diese Gabe (ich zähle sie zur Kategorie Kreativität und Problemlösungsvermögen) ist vor allem Montags sehr nützlich, wenn die Vorräte vom Wochenende aufgebraucht, wir aber noch nicht einkaufen waren. 

Ich habe uns also eine Art Bowl gezaubert. Etwas Reis, restliche Gemüsestäbchen, gebackener Kürbis, eine Sosse aus Joghurt. Doch, das war gut. Sowas macht mir Spaß. Gruschelessen nennt es der Mann. Von allem ein bisschen was, aber kein Essen mit einem Namen.

Mittlerweile waren wir aber wieder einkaufen. Ein Segen, wenn Kartoffeln im Haus sind! Im Paket von meinen Eltern waren drei Netze geretteter Rosenkohl und Orangen. Also gab es Kartoffelbrei, Rosenkohl und Bratlinge. Dazu Fenchel-Orangen-Salat. Heute hatten wir Spaghetti mit einer Linsenbolognese. Nächste Woche schreibe ich uns wieder einen Speiseplan. Das ist entspannter.

Jetzt erstmal Wochenende. Vier Stunden Probe und mal sehen, was noch alles so reinpasst.

Hat dir der Beitrag gefallen? Wie StrassenkünstlerInnen der Hut, steht hier im Blog eine virtuelle Teekasse. Wenn du magst, kannst du mir einen Tee ausgeben. Oder Farben und Papier. Danke für die Wertschätzung <3

3 Kommentare zu „Tagebuch – Helge Schneider, Kunst und Essen“

  1. Okay, dann zeige ich dir meinen Kühlschrank: Rotkohl, Joghurt, Möhren, Weißkohl und ein Romanesco.
    Ich bin etwas ratlos im Moment (könnte an der 384626. Erkältung in diesem Winter liegen und an der „Dass esse ich nicht!“ – Kinder-Blockade 😅
    Irgendwelche Ideen?
    Viel Freude und Erfolg bei der Probe und ein schönes Wochenende,
    Gesa

    1. Hihi, nett 🙂 Zur Kinderblockade: Kinder dürfen bei mir jederzeit auf Brot, XY mit Ketchup, Müsli & Co ausweichen, wenn sie nicht mögen, was auf dem Tisch steht. Ausserdem kochen wir -wenn möglich- die Dinge so, dass sie erst bei Tisch kombiniert werden, sodass die „ekligen“ Sachen weggelassen werden können.

      Nun meine Ideen aus deinem Kühlschrank:

      Möhren, Weisskohl und Romanesco könnten eine Miso-Suppe werden (setzt Miso voraus) oder
      eine Gemüsepfanne (einfach mit Sojasosse, Salz und Pfeffer gewürzt, nach Belieben auch Paprika/Chili etc). Dazu Reis oder Nudeln (Asianudeln, Spaghetti) oder
      Weisskohl + Karotten könnten Krautsosse mit Nudeln werden (Rezept siehe Blog), allerdings braucht es da etwas Sahne.

      Wenn du Kartoffeln hast:
      Kartoffelbrei mit Romanescobäumchen
      Kartoffeln mit Rotkraut, oder wenn du dir mehr Arbeit machen willst Klöße mit Rotkraut (lieben die Kinder hier sehr) und dazu eine dunkle Sosse.

      Die Kohls (Köhler? Kohlköpfe?) könntest du auch zu einem Rohkostsalat verarbeiten. Ganz fein geraspelt.
      Den kann man zum Brot dazu machen oder Pita-Taschen damit füllen (eine spaßige Batzerei)
      oder Döner selber machen: Fladenbrot mit Krautsalat füllen + eine Soße aus dem Joghurt. Dazu passen Falafel.

      (Ich weiss halt nicht, was ihr so im grundsätzlichen Vorratsregal noch habt oder dazu kaufen könnt/wollt)

      Das fällt mir so auf die Schnelle ein.

      1. Super gut, danke!

        Ja, wir halten es auch so, dass die Kinder Brot oder X+Ketchup essen dürfen. Mein Kopf hat trotzdem den Anspruch, sie mitzudenken. Das sollte ich vielleicht abstellen 😉

        Ich denke, ich mache heute eine Gemüsepfanne mit Cashewkernen und Reis und aus dem Kohl dann Krautsalat für morgen Pitataschen (hab ich nicht, aber so schwer kann es ja nicht sein, die zu backen). Haben noch Bratlingmischung da. Da mach ich „Fleisch“bällchen draus.

        Wochenende gerettet! Herzlichen Dank <3

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen