12 von 12 im Juli 2025 | Beim Starkmacher-Wochenende

Seit einigen Jahren arbeite ich im Team vom Starkmacher Wochenende, einer Veranstaltung zum Thema Resilienz von Leben Begegnen. Ein Wochenende, wo Menschen eingeladen sind, Impulse und Gedanken zu erhalten, sich kreativ auszuprobieren, in Bewegung und Gesprächen Gemeinschaft zu erleben und vielleicht auch Gott zu begegnen. Der Ort in Friedrichtshafen ist perfekt dafür geeignet. 

Auch dieses Wochenende bin ich also am Bodensee, im Garten und den Räumen des Don Bosco Hauses. Und weil der 12. Juli ist, am 12. eines Monats schon seit vielen Jahren viele Blogger*innen ihre 12 Bilder eines Tages zeigen und dann bei Draußen nur Kännchen verlinken, nehme ich dich mal mit in meinen Tag beim Starkmacher Wochenende.

Noch vor dem Frühstück und der Mitarbeiterbesprechung mache ich einen Spaziergang zum Bodensee. Es gibt da eine kleine Aussichtsplattform. Dort geniesse ich den Blick über den See, beobachte Vögel und Fische. Der Spaziergang tut mir gut. Ich bin in letzter Zeit sehr verspannt – die Anspannung der letzten Wochen sitzt mir noch in den Muskeln. Ich finde eine Feder und kann nicht anders: ich nehme sie mit. 

12 Bilder vom 12.Juli beim Starkmacher

Mitarbeiterbesprechung am Morgen – wir bekommen ein kleines Pralinenherz. Eine schöne Geste.

Wieder zurück ist direkt 7:30 Uhr ist unsere Mitarbeiterbesprechung. Wir treffen uns im Kreis, checken kurz ein, wie es uns geht, beten für die Gemeinschaft, segnen uns gegenseitig und besprechen den Tagesablauf und unsere Dienste.

Morgenseiten unter alten Bäumen. Daran könnte ich mich gewöhnen.

Nach dem Frühstück gibt es verschiedene Angebote für einen starkmachenden Start in den Tag. Das sind verschiedene Morgenroutinen wie Gebet, Stille Zeit oder Spaziergänge, zum Ausprobieren. Ich biete Morgenseiten nach Julia Cameron an.

Ich spreche im Kreis über meine Arbeit in der Seelsorge.

Nach einer kurzen Pause treffen wir uns alle im Kreis. Es gibt einen Überblick über die ganzen Angebote während des Tages. Danach gibt es einen inhaltlichen Impuls von mir. Wir Mitarbeiter erzählen aus unserem Leben, was uns im letzten Jahr bewegt, berührt und stark gemacht hat. In diesem Jahr erzähle ich über meine Seelsorge-Arbeit im Pflegeheim, wie ich dazu gekommen bin und welche Themen mir im Pflegeheim begegnen. Weil es um innere Ressourcen geht, gebe ich die Frage nach den eigenen inneren (und äußeren) Ressourcen mit. Was trägt uns durch Krisen? Was lässt uns Hoffen und bringt uns Licht?

Der Impuls berührt viele Herzen. Danach gibt es noch einen Gesprächskreis zum Austausch. Oder man kann Gedanken im Artjournal festhalten. Dafür steht das ganze Wochenende ein Tisch mit Zeitschriften zum Ausschneiden, Stiften, Farben und Stempeln bereit.

Der sehr beliebte Artjournaling-Tisch mit Stiften, Stempeln, Farben und Papierschnipseln.

Mit Gott im Garten – Starkmacher-Workshops

Mittagspause. Ich bin etwas leergeredet.

Ich geniesse eine kurze Mittagspause mit Blick in den Garten, trinke Tee und beobachte unseren jüngsten Gast, einen einjährigen Jungen, der unermüdlich versucht, einen kleinen Stock auf einen Teller zu legen, aufzustehen und ihn davonzutragen. Leider rutscht der Stock immer wieder vom Teller und fällt runter. Geduldig probiert es der Kleine immer und immer wieder. Mich fasziniert das. Da ist kein Frust, kein „ich kann das nicht“, sondern neugieriges, geduldiges immer wieder neu beginnen, entdecken, anfangen. Das berührt mich. Ich nehme mir vor, mir die Szene abzurufen in Zeiten, wenn ich ungeduldig bin, weil etwas nicht sofort klappt. 

Der Holzworkshop ist jedes Jahr ein besonderes Highlight. Dieses Jahr gibt es Servierplatten.

Nach der Mittagspause starten die Workshops. Es gibt wie immer ein buntes Buffet an kreativen und Bewegungs-Angeboten: eine Makramee Blumenampel knüpfen, kleine Schalen mit Kintsugi-Kleber reparieren, Artjoournaling, Portrait-Fotografie, ein Servierbrett aus frischem Holz herstellen, Übungen zur Stressreduktion (darüber kannst du hier ein bisschen lesen), Singen, progressive Muskelentspannung, Perlenarmbänder, Spaziergänge und ein KI-Workshop. Jede*r von uns Mitarbeiter*innen bringt Talente und Möglichkeiten ein, sodass wir jedes Jahr ein buntes Buffet an tollen Angeboten haben.

Schnipselpoesie führt zu tiefgründigen Gesprächen und macht Hoffnung.

Ich biete Schnipselpoesie an und vertiefe mit zwei Stunden lang mit einer Teilnehmerin in ein Gespräch, das ohne die Wortschnipsel nie entstanden wäre. Tief und wertvoll. Es zeigt mir wieder, wie heilsam Kreativität wirkt, in welche Ebenen wir vordringen können und welche neuen Wege wir darüber erschließen können.

Im Kreis erzählen wir einander, was uns herausfordert und stärkt.

Am Abend nach dem Essen gibt es einen weiteren Impuls in der großen Runde. Zwei andere Mitarbeiterinnen erzählen aus ihrem Leben und regen zum Weiterdenken an. Auch danach gibt es wieder die Möglichkeit für Gespräche und Artjournaling.
Ich finde immer schön, Einblicke in andere Leben, Prozesse und Geschichten zu erhalten. Da ist immer auch etwas für mich selbst dabei. Zu sehen, wie jede*r von uns strauchelt, sich aufrappelt, Strategien und Resourcen teilt. Das berührt mich. Das erinnert mich an ein Zitat aus dem Buch „Hungry Hearts“ von Jennifer Rudolph Walsh, was ich vor ein paar Jahren gelesen habe. Sie schreibt in der Einleitung:

„We all want the same things – to be loved, to be seen, and to belong. (…) I believe in my bones that authentic storytelling is a radical act of love that can connect and heal our fractured world. For it to work, we need your story, too. Together we rise.“

Auch eine Frau im Pflegeheim hat mal zu mir gesagt, nachdem sie mir aus ihrem Leben erzählt hat, dass es so viele Lebensgeschichten da draussen gibt, die alle erzählt werden wollen. Das hat mich sehr berührt.

Es freut mich immer wieder, wie intensiv das Artjournaling-Angebot genutzt wird. Ein Tisch, wo die Teilnehmer*innen einfach sitzen, werkeln, schreiben und malen können. Ein Tisch, an dem es manchmal ganz konzentriert, still und meditativ zugeht oder aber die interessantesten Gespräche beim gemeinsamen Tun entstehen. 

Ich spiele spontan eine Runde Federball und habe so Freude an der Bewegung. Hab schon ewig kein Federball mehr gespielt. Bei uns ist es irgendwie immer zu windig, wenn ich dran denke oder Zeit hätte.

Starkmacher-Ausklang am Abend

Ich nutze das schöne Abendlicht und begebe mich vor die Linse unseres Starkmacher-Fotografen. Ein Blick in den Spiegel vorher hat mich zwar etwas zweifeln lassen: ich sehe doch sehr müde und erschöpft aus. Bin ja den ganzen Tag auf den Beinen. Aber mein inneres Leuchten ist stärker. Ich mag die Fotos.

Während alle anderen in der Kapelle den Abend ausklingen und sich segnen lassen können, kümmere ich mich um ein gemütliches Feuer an der Feuerstelle. Ich richte Knabberein und sorge für ein schönes Ambiente, um den Abend ausklingen zu lassen. Mit den anderen sitze ich später noch eine Weile am Feuer und trinke ein Glas Wein bevor ich mich ins Bett verabschiede. Das war doch ein recht voller, erfüllter und reicher Tag.

1 Kommentar zu „12 von 12 im Juli 2025 | Beim Starkmacher-Wochenende“

  1. Liebe Ramona, vielen Dank für’s Teilhaben-Lassen.
    Der Workshop klingt wunderbar, ein sehr breites Angebot mit Zeit und Impulsen, um in die Tiefe zu kommen. Und das innere Leuchten auf Deinem Foto strahlt zumindest für mich ganz klar in den Abend.

    Vielen Dank, dass Du den Tag mit mir geteilt hast.

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