Tagebuch – Dezembertage als Liste

Wenn man mich fragt, womit gerade meine Tage herumgehen, dann ist meine Antwort: ein geschäftiges Abschliessen offener Projekte und Aufträge vor den Ferien. Und ich setze noch einen oben drauf: vor der Impfung. Weil ich nicht weiss, wie mein Immunsystem reagiert und ich mir Zeit geben möchte, habe ich vorsorglich alle wichtigen Sachen mit einer Deadline schon vorher abgeschlossen. Der Rest muss in dem Tempo gehen, wie es eben geht. 

Entsprechend fehlen mir die Worte und Nerven für lange Texte. Dafür gibts ja täglich den Adventskalender (drüben auf Youtube oder per Email). Von Veronika habe ich mir diese Liste mitgenommen. Genau richtig, um eine kurze Momentaufnahme zu schreiben.

Bekommen:  Schöne Weihnachtspost einer Blogleserin mit einer kleinen Trompete für den Baum, Karten und Briefe. Segen und Gebete. Ein Frühstück und einen Spaziergang.

Denken: In letzter Zeit geht mir durch den Kopf, was ich im Leben alles schon erreicht und geleistet habe. Durch welche Täler ich bereits gegangen bin und welche Höhen ich erlebt habe, welche Geschichten ich aus dem Leben erzählen kann.

Kochen: Heute gab es Kürbissuppe aus dem Thermomix. Der Mann hat gekocht, ich hatte einen Zoom-Termin. Gestern Abend (oder soll ich Nacht sagen?) haben die beiden großen Sushi gemacht. Generell kochen wir gerade viel mit Kartoffeln, weil das alle mögen.

Trinken: Kräuter- und Gewürztees, Wasser und die Drinks zur Nahrungsoptimierung, morgens und Abends. Ich habe auch wieder Lust auf Kokoswasser.

Lesen: Das Schneemädchen. Und mit dem Sohn „Ein Junge namens Weihnacht.“

Machen:  Täglich den kreativen Adventskalender.

Erinnern: Wie oben schon geschrieben, erinnere ich mich gerade an Meilensteine, Höhen und Tiefen in meinem Leben: zu Hause ausziehen, die erste eigene Wohnung, eine Ausbildung, ein Studium, drei Kinder Kinder, zwei Hochzeiten, eine Scheidung, diverse Umzüge, Hartz4, Alleinerziehend, Selbständigkeit, ein Hausbau u.v.m. Die ganzen Nebenspuren dieser Ereignisse, was ich daraus gelernt und mitgenommen habe, was es aus mir und mit mir gemacht hat.

Sehen: Das tägliche Familienchaos um mich herum. Wäscheberge. Biomüll, der rausgebracht werden will, eine Spülmaschine, die ausgeräumt werden soll, Geschirrstapel, Plätzchendosen, Adventskalender und Unterlagenstapel.

Finden: Ein Schokonikolaus in meinem Fach in der Schule. 

Hören: Herzfaden (auf Audible)

Wünschen: Am Dienstag habe ich einer kleinen Andacht zur Adventszeit im Kirchhof zugehört, wo auch unser Posaunenchor gespielt hat. Die kleine Andacht hat mir wirklich gut gefallen. Da ging es nämlich um das Wünschen. Was wünschen wir uns, so tief aus dem Herzen? Die Gedanken habe ich mitgenommen und bewege sie ein bisschen in mir.

Genießen: Bettgehzeit mit Wärmflasche und Buch

Anerkennen: Meine Angst. Sie wahrnehmen mit all ihren unschönen Symptomen, da sein lassen, aussprechen, anerkennen.

Essen: Zum Tee knabbere ich gern von der Tochter gebackene Plätzchen mit Kakao und Kardamom. Und Vanillekipferl. Die Kinder haben wieder begonnen, Mandeln einzuweichen und diese tagsüber zu snacken.

Fertigstellen: Noch einige Projekte für Kunden, Weihnachtspost

Lieben: Die Kinder, vor allem gerade die Beziehung zwischen dem Wolf und der Tochter. Wie er ihren Kontakt sucht am Abend, wenn alle schon im Bett sind, mit ihr zockt oder kocht, bei ihr ist, redet.t

Kaufen: Heute habe ich mir gutes Brot im Bioladen gekauft. Ausserdem habe ich die Einlagen für mich und die Tochter vom Orthoshop abgeholt. 192 Euro. Und eine Rechnung für meine Beißschiene vom Zahnarzt bekommen. 150 Euro. Auch eine Rechnung von der Psychiatrie liegt noch hier. 437 Euro. Ansonsten kaufe ich gerade nichts. Weihnachtsgeschenke habe ich alle schon, und das Budget für Weihnachten ist bereits ausgereizt. (Ein sehr cooles Familienweihnachtsgeschenk habe ich trotzdem noch bestellt.)

Anschauen: Die Adventsfenster im Ort. Wie liebevoll und nett die gestaltet sind. Alle paar Tage gehen wir auf einen Spaziergang und entdecken die neuen Fester und bestaunen die Lichter an den Häusern.

Hoffen: Dass ich die Impfung gut vertrage. 

Tragen: Alle Baustellen in dieser Familie. Manche wiegen schwerer als andere.

Bemerken: So viel Liebe und Freundlichkeit um mich herum: Der Orthopshopmensch, der extra Korrektureinlagen gemacht hat. Zusätzlich, weil er versuchen möchte, noch etwas zu bewirken. Der Elternbereit der Schule, der sich so viel Mühe gibt, den Lehrer:innen zum Geburtstag zu gratulieren, mit kleinen Aufmunterungspäckchen zu ermutigen, Kommunikation zwischen Schule und Eltern übernimmt. Die Schule, die trotz allem bemüht ist, eine gesunde und wertschätzende Lernumgebung für alle zu schaffen. Mein eigener Winterschlafmodus.

Glauben: Ich glaube noch immer an das Gute, an Verbindung, Miteinander, Menschlichkeit und Liebe. 

Warten: Auf die Ferien, zur Ruhe kommen, Ausatmen, Innehalten. Auf eine hoffentlich positive Antwort des Fliesenherstellers wegen einer Nachbestellung unserer Badfliesen-Bordüre für eine Ausbesserung des Tadelakts in der Dusche. Auf eine Weihnachtsgeschenkbestellung für die Jungs (hoffentlich kommt sie pünktlich).

Fühlen: Gerade ist es innere Unruhe, Anspannung und Angst, dass mir die Luft wegbleibt, mir kalt ist und ich schon zweimal weinen musste. Aber auch Dankbarkeit, Liebe, Getragensein. Eine ganz unerträgliche Mischung, die – könnte ich sie nicht einordnen – mich ganz schön ausknocken würde.

Danken: Ich bin für so viele Dinge dankbar. Die Freundin, die mir zugehört hat, als ich in Tränen ausgebrochen bin, weil ich so dünnhäutig bin, die schöne liebevolle Weihnachtspost, ein Geschenk meiner Eltern für ein weiteres Jahr, frischer Feldsalat und Fenchel mit Orangenfilets, Biobrot und warme Suppe zum Abendessen, schöne Weihnachtsgeschenke für die Familie, ein künstlerisches Projekt, liebevolles Feedback zum Adventskalender, Lesezeit.

Hat dir der Beitrag gefallen? Wie StrassenkünstlerInnen der Hut, steht hier im Blog eine virtuelle Teekasse. Wenn du magst, kannst du mir einen Tee ausgeben. Oder Farben und Papier. Danke für die Wertschätzung <3

4 Kommentare zu „Tagebuch – Dezembertage als Liste“

  1. Hallo Ramon,
    ich lese gerne immer mal wieder Deine Blogpost.
    Darf ich Dir eine Frage stellen? Das mit der Impfung, ist das eine Entscheidung aus Deinem Inneren oder beugst Du Dich dem Druck?
    Liebe Grüße,
    Marion

    1. Liebe Marion, aus meinem Inneren. Es war mir sehr wichtig, nicht das Gefühl zu haben, klein beizugeben oder mich dem Druck zu beugen. Ich hab da wirklich lange hingespürt, mich auch viel mit meinem Trotz und meiner Wut auseinandergesetzt.

  2. Ich finde es wirklich mutig, dass du dich trotz oder mit deiner Angst für die Impfung entschieden hast. Ich wünsche dir, dass du sie gut verträgst und so ganz wunderbar in die Weihnachtstage übergehen kannst.
    LG
    Maren

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