Unterwegs – Camping am Illmensee

Nach unserem ersten Camping Auslug zum Illmensee letztes Jahr haben die Kinder immer wieder nachgefragt, ob wir nicht dieses Jahr auch wieder zum Camping fahren können. Scheinbar sind die tollen, abenteuerlichen Sachen hängen geblieben. Sie schmiedeten Pläne und wollen wieder experimentell Kochen. Mit meinem Freund, dem der Wohnwagen mit dem Dauerstellplatz auf dem Campingplatz gehört, vereinbarte ich ein paar Tage, an denen wir den Ort nutzen dürfen. Vorfreude bei den Kindern. Als dann auch noch mein Bruder Interesse anmeldete, uns zu begleiten, waren sie nicht mehr zu halten. Sie würden schwimmen und angeln, Eis essen und Kettcar fahren!

Je näher der Termin rückte, wir waren ja vorher schon eine Woche bei meiner Familie auf Reisen, desto unsicherer wurde ich, ob das alles eine so gute Idee war. Ich war schon etwas erschöpft, wollte die Videos für das August Art Journal für die Camping-Tage vorproduzieren und war überhaupt etwas angespannt. Dann noch mit meinem Bruder und drei Jungs (meine beiden und ein Freund vom Wolf) auf dem Campingplatz verbringen – ich weiss nicht.

Vertrauter Ort

Aber der Plan war gemacht, die Vorfreude bei allen anderen groß, und auch ich konnte in meiner Vorstellung dem ganzen etwas Gutes abgewinnen. Also packten wir nach unserer Rückreise aus Bennewitz und einem Pause-Tag zu Hause unsere Taschen, stopften den Kofferraum des Autos zum Bersten mit unseren Dingen und etwas zu Essen voll und stürzten uns ins Abendteuer. Erstmal 3 Stunden Autofahrt zum Illmensee (in der Nähe vom Bidensee). 

Dort angekommen fühlten sich alle schon vertraut mit dem Platz. Wir waren ja schonmal da, kannten den Ort und die Gesichter. Es ist leichter anzukommen, wenn man sich nicht erst orientieren muss. Wir richteten also unseren Campingwagen ein, verteilten die Schlafplätze und gingen erst einmal baden. Das ist nämlich ein tolles Feature des Platzes: er liegt sehr nahe am Illmensee mit einer tollen Badestelle. 

Zeit für mich – Selbstfürsorge im Urlaub

Mit Baden, Schwimmen und Wasserspaß haben wir auch die meiste Zeit unserer Tage verbracht. Schon morgens ist die Bande zum Wasser gezogen, um dort von der schwimmenden Insel ins kühle Nass zu springen, zu tauchen oder mit dem aufblasbaren Doughnut über den See zu schwimmen. Dass der Sterngucker nun schwimmen kann hat mich dabei sehr entlastet. 

Während die anderen also morgens schon ihr erstes Bad nahmen, habe ich jeden Morgen mit einer kleinen Yogasession begonnen. Hatte ich mir doch vor einigen Wochen die App Asana Rebell installiert mit kleinen machbaren Fitness-Einheiten von 5-30 Minuten.  So gab es auch unter dem Tag immer wieder Gelegenheiten, mich zurückzuziehen und meine Dinge zu tun: ein bisschen lesen, ein Spaziergang, Journaling oder eine Runde um den See joggen. 

Trotz aller erlebter Freude habe ich auch festgestellt, dass ich sehr achtsam sein muss mit meinen Grenzen und Kraftreseven, mit Eindrücken und Belastung. Auf Instagram schrieb ich neulich:

Sommerlook und Draußenfreudestrahlen. Was man nicht sieht: wieviel Achtsamkeit und Augenmerk auf Selbstregulation es braucht, um die Zeit wirklich geniessen zu können. Wieviel mute ich mir zu, wann ist es Zeit, mich zurückzuziehen und nein zu sagen. Ein wichtiger und anhaltender Lernprozess. Denn trotz aller Reisefreuden bewege ich mich auch immer nah an meinem Limit. Hier hilft es mir, meine Körpersprache zu kennen. Werde ich weinerlich? Oder dünnhäutig? Bin ich scheinbar grundlos innerlich aufgekratzt und unruhig? Wie gut schlafe ich ein und durch?

Ich merke: ich brauche bald eine Pause, auch wenn ich die Zeit mit Familie und Freundinnen sehr genieße.

Auf dem Campingplatz hieß das für mich: mich rechtzeitig zum Schlafen zurückziehen. Ohropax nutzen, um Lärm zu filtern, Gesund essen, Spaziergänge allein unternehmen, eine grobe Tagesstruktur finden, im Schatten statt in der Sonne sitzen, ausreichend trinken, Nein sagen. Auch im Urlaub ist Selbstfürsorge für mich essentiell.

Miteinander Geschichten erleben

Gemeinsam haben wir Karten, Tischtennis und Federball gespielt, waren Kanu fahren oder Schwimmen. Mein Bruder und der Freund des Wolfes sind Angler. Beide hatten ihr Equipment mit und haben sich für zwei Tage eine Angelkarte gekauft, die sie intensiv nutzten. So verbrachten sie viel Zeit am Wasser. Besonderes Highlight war die Nachtangel-Aktion, wo sie bis 2 Uhr morgens am See standen, Fachsimpelten und die tollsten Dinge erlebten. Die Geschichten von nassen Klamotten, kleinen Krebsen, Fischen, die mit der Angel davon schwommen und Anglerkollegen, die sie im Boot retteten, werden sie noch lange einander erzählen. Fisch haben wir nicht gegessen. Den dicken Karpfen und die kleineren Fische haben sie alle wieder reingesetzt. 

Ja, ich hatte Respekt vor den Tagen, fand die Zeit aber sehr schön. Ich habe genossen, einfach in den Tag hinein zu leben, einen lockeren Urlaubsrhythmus zu finden und viel Freiraum für mich zu haben. Es gab keine Konfliktsituationen oder gekippte Stimmungen. In dieser Konstellation war die Länge des Ausflugs, wir waren vier Tage dort, genau richtig. Allein wäre ich auch noch länger geblieben. Wir haben alle kleine und große Geschichten zu erzählen: vom Angeln, vom Schnarchen und sich gegenseitig den Platz im Bett streitig machen, von der mühsamen Kettcar-Fahrt über das Campingplatz-Gelände. 

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1 Kommentar zu „Unterwegs – Camping am Illmensee“

  1. „Es ist leichter anzukommen, wenn man sich nicht erst orientieren muss.“
    Genauso habe ich es auch dieses Jahr auch empfunden, nach dieser intensiven Zeit, am vertrauten Urlaubsort. Und doch war es nie langweilig und gab es immer wieder neues zu entdecken und zu erleben, wenn man sich darauf einlassen wollte und konnte (bei der Hitze).
    Danke und Gruß, Daniela

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