Unterwegs – In Hamburg

Für unsere Rückreise aus Norddeutschland hatte ich extra viel Aufenthaltszeit in Hamburg eingeplant. Ich wollte gern zum Hafen, der kleine Sohn auf den DOM. Darüber hatte er von seinen Lieblingspodcastern gehört. Welch ein Glück, dass der Sommerdom gerade das letzte Wochenende offen hatte, als wir dort waren.

Nicht ganz sicher, ob wir das volle Programm auch schaffen würden, kaufte ich uns eine Tageskarte für den HVV und zeigte dem Sohn ein Stück von meinem Hamburg. Noch im Bahnhof tauchten wir kurz in die Harry Potter Welt des Thalia-Buchladens ein. Ein herrlicher Auftakt, denn auch Hamburg fühlte sich für uns wie eine andere Welt an im Vergleich zu unserem beschaulichen kleinen bayrischen Dorf, in dem wir leben. So Großstadtflair kennt der Sohn ja gar nicht. Beeindruckt von den vielen Menschen, Möglichkeiten und Reizen wollte er erstmal ganz profan Schuhe kaufen. Das erledigten wir gleich zu erst. Dabei entdeckten wir den Lego-Laden, von dem ich schon ganz vergessen hatte, dass es ihn gibt.

Für alle Geschwister bauten wir eine Lego-Minifigur zusammen. Das hat Spaß gemacht. Dann setzten wir unseren Weg per U-Bahn fort zum Hafen. Wir fuhren bis zur Haltestelle Baumwall, wo wir ausstiegen. Hier habe ich früher als Werksstudentin gearbeitet bis ich in Mutterschutz ging. Das war vor 21 Jahren. 

Ausgerechnet an unserem Hamburg Tag hatte es hochsommerliche 36 Grad. Wir spazierten vom Baumwall zu den Landungsbrücken entlang des Hafens. Dort liegen meine Lieblingsschiffe: die alte Rickmer Rickmers, ein altes Museumsschiff. Und die Cap San Diego, auch ein Museumsschiff, was gleichzeitig als Hotel und für Events genutzt wird. Dort hatte ich vor vielen Jahren mal eine Betriebsfeier, als ich noch in Hamburg gearbeitet habe. Die Cap San Diego erinnert mich in ihrer Form immer ein bisschen an ein Schiff auf einem Art Deco Poster.

Auf dem Wasser

Statt einer Hafenrundfahrt nahmen wir die Fähre ab Landungsbrücken und fuhren bis Dockland Fischereihafen vorbei am Fischmarkt und dem Frachthafen. Zu Fuß liefen wir von der Elbe zum Bahnhof Altona, wo wir im Bok zum Mittag essen wollten. Das Bok war immer eines meiner liebsten Schnell-Restaurants in Hamburg. Im Laufe der Jahre hat es sich verändert. Ich war ein bisschen enttäuscht nicht mehr vorzufinden, was ich erwartet hatte. Dennoch fanden wir uns etwas zum Mittag und machten eine kleine Verschnaufpause. Mit dem Bus fuhren wir später zurück zum Hafen – diesmal nach Övelgönne. Der Sterngucker wollte lieber nochmal Fähre fahren, um zum DOM zu kommen. Während wir auf den Bus warteten fielen dem Sohn immer wieder Obdachlose und bettelnde Menschen auf. Er hatte viele Fragen und ein großes Herz. Am liebsten hätte er allen etwas gegeben. 

Hafenflair in Övelgönne

In Övelgönne warteten wir auf die Fähre. An einem der Schiffrestaurants spielte eine kleine Band und verbreitete gute Stimmung. Die erste Fähre konnte uns nicht mehr mitnehmen. Also warteten wir auf die nächste indem wir weiter am Hafen entlang schlenderten und Schiffe beobachteten. Ein weiteres Museumsschiff hatte sein Deck geöffnet, sodass wir einmal kurz auf das Schiff kletterten und uns umsehen konnten. 

Ab und zu wehte ein kühles Lüftchen und machte die Hitze erträglich. Es waren viele Menschen unterwegs, ein Blick auf das Wasser vermittelte dennoch ein Gefühl von Freiheit und Weite. 

Dann kam endlich die Fähre. Wir fuhren zurück zu den Landungsbrücken und von dort mit der U-Bahn nach St.Pauli zum Sommerdom – einem riesigen Volksfest auf dem Heiligengeistfeld. 

In den letzten Jahren hatte ich ein seltsames Phänomen in meinem Kopf. Innere Bilder führten mich immer wieder zu einer U-Bahnstation in Hamburg. Ich ging die Treppen hoch, sah die Architektur um mich herum, hörte das Quietschen der Ubahn. Es war nichts besonderes, was ich damit verband. Aber immer wieder die gleiche Szene. Ich wusste nicht mal, um welche Haltestelle es sich handelte. 

Also ich jetzt mit dem Sohn die Treppen zur U-Bahn-Haltestelle Landungsbrücken hoch ging, erkannte ich die Szene aus meinen Erinnerungen wieder. Ich weiss noch immer nicht, warum mir mein Gehirn immer wieder diese Szene vorgespielt hatte. Zumindest kann ich den Ort jetzt zuordnen.

Blinkende Lebensfreude

Ein breites Grinsen überzog das Gesicht des Sternguckers beim Anblick des DOMS. Fahrgeschäfte, Zuckerschleckerein, Geblinke und laute Musik. Wir hatten vorher vereinbart: ein Fahrgeschäft, ein Naschzeug und einmal Losen. Dafür hab es ein Budget. Ich würde keins der Fahrgeschäfte mitfahren. Solche Orte sind mir zu viele Reize. Das halte ich nicht lange aus. 

Gleich zu Beginn kaufte sich der Sterngucker also eine Zuckerwatte, dann verschafften wir uns erstmal einen Überblick. Der DOM war noch recht ruhig, denn er öffnete gerade. Das war sehr angenehm. Er entschied sich für einen mehrstöckigen Erlebnisparcour für Kinder, der ein bisschen an die Super Mario Welt erinnern sollte. Wackelnde Brücken, fahrende Blöcke, Wassergräben. Das hat ihm Spaß gemacht. 

Ein albernes Kuschellama!

Dann ging es noch zu Losbude, wo wir uns einen Beutel voller Lose kauften. Ich erinnere mich, wie sehr ich als Kind immer gehofft hatte, eines dieser riesigen Kuscheltiere zu gewinnen. Die Hoffnung, das Kribbeln. Nicht anders ging es dem Sohn. Auch er hatte es auf eines der Riesenviecher abgesehen. Natürlich fehlte uns unter den Losen genau eins. Am Ende gab es einen Trostpreis – ein kleines albernes Kuschel-Lama. Es kam aber nicht auf den Preis an. Der war schnell vergessen. Sondern auf das Gefühl beim Losen. Die Vorfreude, die Spannung. Und ja, auch die Enttäuschung. Die ganze Lebendigkeit eben. 

Tschüß Hamburg

Dann machten wir uns auf den Rückweg. Am Hauptbahnhof holten wir unser Gepäck aus dem Schließfach und noch etwas zum Abendessen. Wir zogen uns für ein Stündchen Pause und Abkühlung in die bahn-Lounge zurück. durch meine Bahnfahrten habe ich den Silber-Status auf meiner Bahncard erreicht und acht Tagespässe für die Bahnlounge. Auf unserer Reise haben wir die genutzt, um uns auszuruhen. Das mögen die Kinder immer sehr gern, es ist quasi eines der Reisehighlights für sie. In der Bahnlounge kann man sich nämlich kostenlos Getränke zapfen. Das ist Luxus für sie. Ich fand die Sommeraktion in der Lounge toll: Ein Eisautomat mit veganem Softeis. Herrlich! ich bin ja sonst keine große Eis-Esserin, aber das hat mir echt geschmeckt.

Nach genug Pause, Abendessen und Eis war es dann auch Zeit, in unseren ICE zu steigen und zurück zu meinen Eltern zu fahren. Dort kamen wir nach abenteuerlichen letzten Metern per Schienenersatzverkehr gegen 23 Uhr an. Voller Eindrücke, Dankbarkeit und Glück. Das war ein richtig guter Norddeutschland-Ausflug, der auf mehreren Ebenen noch nachklingt.

 

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2 Kommentare zu „Unterwegs – In Hamburg“

  1. Obdachlose und bettelnde Menschen. Das hat der Sohn genau richtig wahrgenommen. Was nützt all der Glanz und das schöne Leben wenn die Welt so ungerecht ist. Da muss ich an das Lied von Herbert Grönemeyer denken: die Welt gehört in Kinderhände!

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