Auf den Spuren der Schönheit

Am Wochenende war ich auf den Spuren der Schönheit, auf der Schön-Konferenz in Augsburg. Vier Tage lang setzten sich Künstler, DesignerInnen, MusikerInnen, PoetInnen, PhilosophInnen und Schönheitsliebende mit dem Begriff der Schönheit und von Kunst auseinander. Heraus kam ein vielseitiges Angebot von Vorträgen, Konzerten, Workshops und Inputs. Jenseits der Bühne gab es Ausstellungsstände und Gespräche.

Die Schön Konferenz

Am Samstag verbrachte ich dort den Tag. Ich war vorallem neugierig auf den Vortrag von Stefan Sagmeister. Der Designer beschäftigt sich schon eine ganze Weile mit Glück und Schönheit. Darüber erzählt er übrigens auch in dem Interview vom Formfunk-Podcast.

Spontan Lettering von Stefan Kunz zu Ausführrungen von Albert v. Schirnding
Selfsync Objects vom Studio komplementaer
Konrad Reichmuth, farbeundform.ch
Schön-Konferenz, Ausstellungsraum mit Stand von Studio kompelmentaer im Vordergrund
Kalligrafie und Papier von Eliv Rosenkranz

Ich tauchte also ein in die Konferenz, freute mich anfangs über ausführliche Gespräche mit der Künstlerin Angela Krüger aus München, die ein Konzept entwickelt hat, Künstler und Speaker miteinander zu verbinden. Später ging ich zum Vortrag der Architektin Anna Philipp, einem Konzert von Cellist Julius Berger, einer Pantomime Darbietung von Carloz Martinez und schliesslich, nach der Mittagspause, zu Stefan Sagmeister und einem Gespräch über „Die Krise ein kreatives Leben zu führen“, wo es um den Spagat zwischen freier Kunst für sich selbst, Kunst im Namen einer größeren Sache und Gestaltung als Job im Auftrag anderer ging. Das war nur meine begrenzte eigene Auswahl. Das Angebot war um einiges dichter und umfangreicher.
Ich habe wunderschöne detailierte Instekten-Fotografien im Silberdruck (?) auf Aquarellpapier gesehen, ein Flatlay am Stand der Kalligrafin Eliv Rosenkranz gestaltet und auf instagram gespostet (tolle Idee!) und mit den selfsync Objekten vom Studio komplementaer gespielt. Ich habe mir Zeichnungen, Linien und Farben angeschaut und ein Auge dafür gehabt, wie andere Künstler sich und ihre Arbeiten präsentieren.

Stefan Sagmeister über Schönheit

In den gehörten Vorträgen wurde immer wieder der Designern und Architekten allzu bekannte Leitsatz „form follows function“, der auf eine Aussage von Louis Sullivan um 1896 zurückgeht und später von Walter Gropius und dem Bauhaus aufgegriffen wurde, hinterfragt. Interessant fand ich vorallem die psychologischen Einflüsse einer Funktionsbasierten Gestaltung ohne Beachtung von Schönheit. Besonders an Beispielen des Städtebau konnten da ganz viele Beispiele aufgezeigt werden, welche Steigerung von Lebensqualität, Rückgang von Kriminalität und schlechter Laune mit einer Beachtung von Schönheit in der Architektur und Einrichtung zu beobachten ist. Schönheit lässt uns nicht nur anders fühlen, sondern auch anders verhalten.

Dazu gab es zahlreiche Beispiele, die das belegen. Zum Beispiel hat man auf Twitter Tweets aus verschiedenen Gebieten analysiert und durch Farben die Stimmung sichtbar gemacht. So kamen aus den heruntergekommenen Stadtgebieten deutlich negativere Tweets als aus den schön gestalteten. Auch verglichen wurde die Grundstimmung auf Twitter (Design basierend auf Funktion, deutlich aggressiver) und Instagram (Design unter Berücksichtigung von ästhetischen Aspekten). In diese Richtung (nicht nur auf soziale Netzwerke bezogen) gab es noch viele andere Beobachtungen, die ich sehr spannend fand.

Ich habe mir bei den Vorträgen viele Gedanken und Aussagen notiert. Vorallem die philosophischen Betrachtungen zu Kunst und Wahrnehmung, Gabe (Vor-gabe, Auf-gabe) werden noch eine Weile in mir nachklingen.

Extreme Dining im Park vor der Konferenzhalle

Was mir gut gefallen hat

  • die bunte Mischung verschiedener Kunstrichtungen, Vorträge, Beiträge und Darbietungen
  • das liebevoll gestaltete Programmheft bzw -buch
  • das Catering ((veganes) Curry und Reis, Salate, belegte Sandwiches, Wraps) und der Nachhaltigkeitsgedanke (Kein Plastikgeschirr)
  • die Kommunikation und Möglichkeiten für Gespräche, unterstützt durch farbige Aufkleber, die man sich ankleben konnte, aus welchem Kunstbereich man kommt
  • Ausstellungsstände
  • Die Stimmung und das Miteinander
  • Barrierefreiheit der Konferenzhalle. Es waren viele RollstuhlfahrerInnen anwesend.

Was ich schade fand/ Worin ich Verbesserungspotenzial sehe

  • man durfte keine eigenen Getränke und Essen mit ins Veranstaltungsgebäude nehmen. So musste ich jedesmal zur Garderobe laufen, um mein Essen/Trinken draussen zu mir zu nehmen. Ich habe trotzdem vom Catering Essen+Getränke gekauft. Verstehe also den Gedanken hinter dem Verbot nicht.
  • Als ich am Samstag kam, gab es kein Programmbuch mehr. Gleichzeitig hing aber auch nirgends eine Programmübersicht aus, an der ich mich hätte orientieren können, wo was zu welcher Zeit stattfindet.
  • Orientierung: Da wäre tatsächlich irgendwo ein Übersichtsplan gut gewesen, wo man ich wieder hingehen und schauen kann, was wann wo stattfindet.
  • Schade fand ich auch, dass die ausstellenden KünstlerInnen nicht verkaufen durften, sondern es eine reine Ausstellung war. Somit waren selten die Künstler an den Ständen, sondern es lagen nur Visitenkarten aus. Ich hatte so nur mit wenigen die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen.

 

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