Geben und Nehmen

Als ich frisch nach Freiburg gezogen bin, da hatte ich anfangs mit den Kindern (die damals 6-jährige Tochter und der sechs Monate alte Wolf) noch keine Wohnung. Für eine Woche lebten wir im Backpacker- Hostel. Was für eine Zeit! 

Es war Dezember, und wir waren in der Stadt unterwegs. Im Vorbeigehen gab ich einem der Obdachlosen an der Straße etwas Geld. Das mache ich manchmal, wenn es für mich gerade passt. Am gleichen Tag fuhr ich etwas später mit den Kindern Bus. Unsere Umzugskisten waren ausserhalb von Freiburg in einem gemieteten Raum eingelagert. Manchmal fuhren wir hin, um etwas zu holen, was ich brauchte. 

An einer Haltestelle stieg eine ältere Frau aus. Bevor sie den Bus verließ, drückte sie mir etwas in die Hand. „Für Ihre Kinder!“, sagte sie, und noch ehe ich mich bedanken konnte, war sie schon verschwunden. Als ich aufgeregt und auch etwas überrascht meine Hand öffnete, war da ein Hundert-Euro-Schein. Und ich war sprachlos.

Geben und Nehmen

Ich weiß nicht, ob es einen Zusammenhang gibt. Ich glaube aber fest daran: Wenn wir Freundlichkeit und Liebe säen, dann werden wir auch Liebe ernten. Ich glaube auch daran, dass Geben und Nehmen nicht linear funktionieren. Das heißt, Geschenke können von einer ganz anderen Quelle zurückkommen, sei es eine unerwartete Steuerrückzahlung oder ein überraschender Brief von einer lang vermissten Freundin, eine aufgehaltene Tür von einem Fremden oder der Busfahrer, der extra auf dich wartet, weil du gerade um die Ecke gerannt kommst.

Es müssen nicht immer Geldspenden sein. Manchmal kann man die Dinge auch im Fluss halten oder Wertschätzung zeigen, indem man Sachspenden weitergibt: Babykleidung an bedürftige Mamas, Futterspenden fürs Tierheim oder Unterstützung für die örtliche Tafel. Oder du schenkst Ideen an jemanden, der ratlos ist, oder deine Zeit und deinen Einsatz, z.B. im Ehrenamt. 

Überlege dir, wie du die Energie im Fluss halten kannst. Wo kannst du dich einbringen? Was kannst du geben?