Meine Bergtour

Am Wochenende war ich ja mit dem Posaunenchor auf einer Bergtour. Das war meine erste mit Hüttenübernachtung. Jetzt sitze ich noch immer mit Muskelkater hier, möchte dir aber unbedingt ein paar Bilder davon zeigen und ein bisschen erzählen.

Ich war vorher ganz schön aufgeregt. Das Wetter sollte verregnet werden. Habe ich genug Kondition, vier Stunden einen Berg zu erklimmen? Was ist, wenn mir etwas passiert? Oder ich zwischendrin nicht mehr kann? Solche Gedanken drängten sich immer mal wieder in den Vordergrund, dennoch packte ich meinen Rucksack mit Hüttenschlafsack, Wechselwäsche, Handschuh, Mütze und Regensachen. Ich kaufte Energieriegel für unterwegs und schaute mir die Hütte und das Wetter auf der Website an. Unser Ziel: die Traunsteiner Hütte.

Der Mann brachte mich zum Gemeindehaus, wo wir uns am Samstag Morgen vor unserer Bergtour trafen. Auf zwei Autos verteilt fuhren wir dann ca 2,5h nach Reit, wo wir parkten und unsere Tour über den Alpasteig starteten. Wir waren alle gut in Regensachen verpackt, denn als wir losgingen, regnete es bereits. 

Schritt für Schritt das eigene Tempo finden

Guter Dinge stiefelte ich also mit der Gruppe los. Meine Spaziergänge mit dem Mann sind immer von einem zackigen Tempo geprägt. Entsprechend wanderte ich also einfach los. Bergauf ist das aber eine ganz andere Nummer, weshalb mir schnell die Puste ausging. Zum Glück hatte ich erfahrene Wanderer um mich herum, die schon einige Bergtouren gegangen sind. Sie empfahlen mir, langsamer zu gehen. 

Gehe, als würdest du nie ankommen wollen.

Na großartig. Das ist ja der perfekte Tipp für mich, die immer gern das Ziel im Auge hat. Und überhaupt. Woher soll ich denn wissen, was langsam und was schnell ist? ich kam mir ehrlich gesagt nicht sehr schnell vor, wie ich den Berg hochgeschnauft bin.

Mit der Zeit hörte es auf zu regnen. Hin und wieder tröpfelte es ein bisschen. Die Feuchtigkeit war jetzt eher unter der Kleidung statt auf der Kleidung. Ich fand nach und nach in ein gutes Tempo und einen angenehmen Geh-Rhythmus. Nach zwei Stunden machten wir eine kleine Verschnaufpause bei einer kleinen Almhütte, wo eine Schafherde weidete. Wir stärkten uns mit unserer Brotzeit, ich zog mir eine neue, trockene Unterschicht an. Funktionsunterwäsche wäre besser gewesen als mein Baumwollshirt. Sowas besitze ich aber nicht.

Dann gingen wir weiter. Zwei Stunden lag unser Ziel noch entfernt. In den höheren Lagen begann es nun zu schneien. Das fühlte sich sehr komisch an, schliesslich haben wir Mitte September. Der Anblick war jedoch wunderbar. Die Grautöne, Berge, Nebelschwaden und Wolken. Herrlich. 

Uns wurde zunehmend kalt. Längst hatten wir uns Handschuhe und Mütze angezogen und freuten uns auf die warme Hütte. Die letzten Meter waren beschwerlich. Der Weg war durch den Schnee rutschig geworden, jeder Schritt musste gut platziert werden. Ich war froh um die Wanderstöcke, die ich mir mitgenommen hatte.

Dann endlich konnten wir uns in der Hütte aufwärmen. Das geplante Hüttenfest musste aufgrund der Wetterlage ein bisschen flexibel gestaltet werden. So sassen wir am warmen Feuer, aßen Linsensuppe (oder Fleisch und Wurst vom Grill) und spielten Spiele bis in den Abend. ich zog mich schon früher zurück, um mich auszuruhen. Das Schlafzimmer war kalt, ich kuschelte mich unter zwei Schichten Decke, hoffte auf eine angenehme Nacht und dass meine nassen Schuhe am nächsten Tag wieder trocken sein würden. Ich war ein bisschen stolz, das sich den Weg auf den Berg so gut geschafft hatte.

Nach dem Aufstieg folgt der Abstieg

Über Nacht hatte es weiter geschneit. Aber nützt ja nix. Wer oben ist, muss auch wieder runter. Wir sassen also gemütlich beim Frühstück zusammen. Der Bergtour-Frührer unserer Truppe beriet sich mit einigen anderen um die beste Route zum Abstieg. Wie wir gekommen waren, wollten wir nicht wieder zurück, weil uns der Weg zu gefährlich erschien. Die Rücktour würde also jetzt etwas einfacher, aber dafür länger werden. Nun ja. 

Also stärkten wir uns mit einem ausgiebigen Frühstück, tauschten uns über die Nacht aus (ja, es war kalt!) und schmierten Brote für unterwegs. Gegen 9:30 Uhr brachen wir dann zu unserem Abstieg auf. Wir legten wieder unsere diversen Schichten aus warmen Sachen und Regenschutz an. Meine Schuhe waren nicht getrocknet über Nacht, aber ich hatte ausreichend warme Socken dabei und das Angebot, auch auf die Sockenvorräte in den Rucksäcken der anderen zuzugreifen. Gut zu wissen.

Dann stampften wir durch den Schnee.

Je tiefer wir kamen, desto klarer wurde es. Der Schnee wurde weniger und wandelte sich nach und nach zu Regen. Dieser blieb uns bis zur Ankunft am Auto ein treuer Begleiter. Das war der unangenehme Teil. Zum Glück blieben meine Füße trotz nasser Schuhe durch die Bewegung warm. Nur, wenn wir Pause machten, begannen wir zu frieren.

Beim Abstieg schlackerten mir teilweise ganz schön die Beine vor Anstrengung. Bergrunter war deutlich anstrengender als Bergauf! Die Anstrengung wurde aber immer wieder mit schönstem Berganblick belohnt. Klare Luft, Wasserfälle, die ins Tal stürzten, Gesteinsformationen und Bäume. In leichteren Abschnitten konnten wir ein bisschen miteinander reden, auf schwierigeren Wegen achteten wir gut aufeinander und auf unsere Schritte.

Nach sechs Stunden kamen wir dann völlig nass am Parkplatz an. So ungefähr eine Stunde vor unserem Ziel hatte ich einen Durchhänger und keine Lust mehr. Aber was soll man machen? Da hilft nur, in den Autopilot umzuschalten und die Beine alleine laufen zu lassen. Unterwegs haben wir neben den Schafen auch Gamswild gesehen, Feuersalamander und Enzian. 

Würde ich es wieder tun? Ja! Ich werde zwar keine begeisterte Bergtour-Geherin, aber wenn sich mal wieder so eine Gruppenaktivität mit netten Menschen ergibt, würde ich wieder ‘ja’ sagen. Ich bin stolz auf mich, dass ich es trotz meiner Ängste gewagt und über mich hinausgewachsen bin. Es war eine anspruchsvolle Tour, haben die erfahrenen Mitwander*innen gesagt. Ja, und sie war toll! Mit dem Wetter, den Menschen und der Natur.

Die Hüttenübernachtung und das Essen für die Bergtour habe ich aus der Blogteekasse gezahlt. Vielen Dank an alle, die da immer mal wieder etwas reintun.

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3 Kommentare zu „Meine Bergtour“

  1. Ah, der Traumausflug für meinen Mann und seine Hoffnung, dass bald alle Kinder groß genug sind, um zu starten. Meine letzten Hüttenübernachtungen liegen allerdings Jahrzehnte zurück und ich frage mich ernsthaft, ob die Kondition noch reicht …. schön, dass du es gewagt hast. Wie viele Höhenmeter waren es denn?

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