Tagebuch – Fundstücke

Jeden Tag nehme ich mir vor, wenigstens einen kleinen Spaziergang zu machen. Mein Fitness-Training ruht gerade, weil ich so viel zu tun habe. Aber eine Runde an der frischen Luft – die gönne ich mir. Manchmal geht der Mann mit, manchmal gehe ich allein oder mit einem der Kinder. Wenn ich allein bin, dann nutze ich die Spaziergänge für meine Gebete und Austausch mit Gott. Das sind dann meine Prayer Walks, wie ich sie nenne. Da war schon lange wieder einer fällig. So eine Beziehung will ja auch gepflegt werden.

Auf meiner Runde habe ich nicht nur schöne Schneckenhäuser und mit Holzkäferschrift verzierte Stöcke gefunden, sondern auch ein Rehgeweih. Mein zweites! Ich hab mich darüber soo gefreut. Manchmal stöbere ich durch den Wald und suche fast ein bisschen danach (seit ich mein erstes gefunden habe). Das hier lag einfach auf dem Weg. So ein Schatz. ich habe es der Tochter geschenkt.*

Obwohl viel los ist, sind die einzelnen Tage durchlichtet. Die schweren Themen und Baustellen wiegen gerade nicht so viel. Zwar brodelt es im Inneren und ab und zu suchen sich ein paar Tränen den Weg nach draussen, aber eher die guten, die Platz machen im Herzen. 

Mit den Schulkindern habe ich am Dienstag Ketten aus Perlen und Naturmaterial gebastelt. Mit Holzstückchen, Hühnergöttern, die ich mal am Strand gefunden habe, Perlen und Knöpfen. Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die mir so lieb Ideen geschickt haben! 

Bereits ab Dienstag nachmittag hangelten sich dann die Termine wie Perlen auf einer Kette aneinander: mein Schreibabend, den ich genutzt habe, um an Texten für meinen Ben Shahn Kurs und den Künstlerpakt zu arbeiten, danach gleich ein Zoomcall mit den Mitgliedern des Posaunenchors, um die nächsten Proben zu besprechen. So ging es bis Donnerstag Abend weiter. Kurse, Besprechungen, Coaching. Der kleine Sohn fragt schon, wann denn mal wieder ein Abend ohne Zoomcalls ist. Ja, der Januar hat sich plötzlich ganz schön gefüllt.

Trotz der Fülle gebe ich mir Mühe, gut für mich zu sorgen. Regelmässige Mahlzeiten, meine Supplements/Nahrungsergänzung, Bettgehzeit um 22 Uhr. Ich zeichne täglich in mein kleines rotes Moleskine (und bin so froh, dass ich wieder damit begonnen habe), gehe spazieren und bete.

Was sind deine Unverhandelbarkeiten?

Fundstück

Und weil mein Januar unter dem Motto “Planen” steht, hier noch ein Zitat, was zu mir gefunden und mich berührt hat:

“There is a small
opening
into the new day
that closes
the moment
you begin your plans.
 
What you can plan
is too small
for you to live.”
 
~ David Whyte, excerpt from “What to Remember When Waking”

*Einige aufmerksame Blogleserinnen haben mich darauf hingewiesen, dass das Mitnehmen und Sammeln von Abwurfstangen vom Wild (so heissen die) verboten ist und als Wilderei gelten. Das wusste ich natürlich nicht. Ich habe das Geweihstück auf einem asphaltierten Gemeindeweg am Rande der Siedlung gefunden, nicht im Wald. Für das nächste Mal weiss ich es und verhalte mich entsprechend.

Hat dir der Beitrag gefallen? Wie StrassenkünstlerInnen der Hut, steht hier im Blog eine Teekasse. Nur eben virtuell. Wenn du magst, kannst du mir einen Tee ausgeben. Oder Farben und Papier. Danke für die Wertschätzung <3

4 Kommentare zu „Tagebuch – Fundstücke“

  1. Hi Ramona, danke dass du uns an deinem Alltag teilhaben lässt. Ich wollte nur kurz anmerken, dass man gefundene Abwurfstangen vom Wild nicht mitnehmen darf. Die gehören offiziell dem Jagdpächter.

  2. Hallo Ramona,
    Für sich sorgen – so wichtig! Ich stehe unter der Woche morgens gegen 5.00 Uhr auf, dann habe ich eine Dreiviertelstunde, bevor die Familie umsorgt werden will. In der Zeit koche ich Tee, streichle und füttere die Katze und mache ein kleines Yogaset. Dann bin ich da und wach und kann mich wieder um andere kümmern.
    Spazierengehen steht auch ganz oben auf meiner Wohlfühliste!
    Liebe Grüße und danke für deinen Input!
    Ursula

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