Holzkäferschrift

In einem der letzten Beiträge habe ich dir das asemische Schreiben vorgestellt, Schreiben ohne semantischen Inhalt. Diese Art der Nicht-Schrift kannst du für lockere Schreibübungen nutzen, in deinem Artjournal oder zum Kennenlernen deiner Werkzeuge. 

Auf Waldspaziergängen entdecke ich auch manchmal Spuren, die mich an Schrift erinnern. Der Holzkäfer hinterlässt seine Fraßspuren im Holz. Das sieht teilweise wie eine Geheimschrift aus und fasziniert mich sehr. 

Erst wo Geheimnis wirkt, beginnt das Leben.

Stefan Zweig

Es gibt ganz filigrane Spuren, aber auch etwas gröbere Vertiefungen im Holz, weit verzweigte und welche, die aussehen, wie eingeschnitzte Muster. Welcher Käfer welche Spuren hinterlässt, konnte ich leider nicht herausfinden. 

Aber ich kann mich von den geheimnisvollen Zeichen inspirieren lassen für meine Arbeit. So habe ich einige Fotos gemacht und mittels Frottage einen Abrieb der Spuren genommen.

Im Video nehme ich dich mit auf einen Spaziergang in den Wald zu den Ästen, wo Holzkäfer ihre schriftähnlichen Spuren hinterlassen haben und zeige dir, wie du eine Frottage davon machen kannst.

Frottage für dein Skizzenbuch

Die feinen Vertiefungen lassen sich besser auf das Papier übertragen als die breiten tiefen Furchen. Wenn der Ast sehr glatt ist, ist das Ergebnis gleichmässiger. Ein dicker weicher Bleistift funktioniert sehr gut, Zeichenkohle nicht.

Für eine Frottage eignet sich ein dünnes Papier besonders gut. Ich habe für meine Frottage einfach auf ein normales Druckerpapier genommen.Das liess sich flexibel um den Ast wickeln, Die durchgerubbelte Schrift habe ich dann zu einer Zeichnung in meinem Moleskine Skizzenbuch geklebt, die anderen Stücke in meinen Collage-Vorrat gelegt. Wer weiss, was daraus noch entstehen will.

Das Rätsel dieser Welt löst weder du noch ich,
Jene geheime Schrift liest weder du noch ich, –
Wir wüßten beide gern, was jeder Schleier birgt,
Doch wenn der Schleier fällt, bist weder du noch ich.

Omar Chayyam

Vielleicht hat sich die Käferschrift inspiriert, und du hast Lust im Wald danach Ausschau zu halten. Ich bin gespannt, was du für dich mitnimmst.

Hat dir der Beitrag gefallen? Wie StrassenkünstlerInnen der Hut, steht hier im Blog eine Teekasse. Nur eben virtuell. Wenn du magst, kannst du mir einen Tee ausgeben. Oder Farben und Papier. Danke für die Wertschätzung <3

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen