Im Schmuckkästchen meiner Oma habe ich einen Ring gefunden, den ich jetzt trage. Er passt nur auf meinen Zeigefinger. Ich habe ihr Grab besucht. Friedhöfe sind schöne Orte. Dort schaue ich mir gern die Grabgestaltungen an, die Blumengestecke, die Trauerkultur.
Das Trauern lässt mich nicht los. Weniger die Trauer um Tote. Eher die kleine Alltagstrauer. Abschiede von Lebensentwürfen, Idealvorstellungen oder dem alten Ich. Wandlungsprozesse. Die können mindestens genau so schmerzhaft sein. Oder Freundschaften, die nicht so tief gehen, wie wir sie uns wünschen. Welche Sehnsucht steckt hinter unserer Trauer? Welche Gefühle kommen da – im Schwall oder leise kriechend? Beim Spazieren denke ich an das, was ich über Trauer im Seminar gelernt habe, es kommen mir Bilder und Erkenntnisse.
Das passt voll zu meiner August-Melancholie. Du lese ich zufällig (?) auch noch Bücher, die sich mit Loslassen, Veränderung, Verlassensein beschäftigen. Interessante Synchronizitäten gibt es doch im Leben.
Gartenglück und Familienzeit
Am Abend sitze ich mit meiner Mutti auf der Couch und schaue Romanzen. Bei „Ein ganzes halbes Jahr“ brauchte ich direkt eine Packung Taschentücher, weil ich so weinen musste.
Überhaupt kommen mir immer wieder die Tränen. Mal berührt mich etwas, dann wieder bin ich erfüllt von einer plötzlichen Begegnung mit Gott. Ein andermal überkommt mich die Trauer um eine Freundschaft, dann wieder ist es einfach nur die Schönheit, die mich umgibt. Ich bin wohl eine Wasserfrau.
Überhaupt tut es mir gut, dass ich mein Fitness-Programm wieder aufgenommen habe. Das hat etwas geruht während der letzten drei Wochen. Jetzt habe ich mir ein Ferienplan zusammenstellen lassen und hangle mich da alle zwei Tage durch. Ich gehe Laufen und war Schwimmen, ich mache Kniebeugen und Übungen mit dem Theraband. Der Muskelkater ist wieder da. Da tut sich was.
Dieser Text von Veronika Smoor hat mich berührt. In ihrem Blog geht sie der Frage nach, ob wir trotz allem Leid auch die Schönheit geniessen dürfen. Ihre Texte treffen mich so oft ins Herz. Lies mal „Ich bin Hinkende und Gesegnete„
Dieses Nebeneinander von Singen und Sorgen. Kann ich singen mit Stein im Schuh?
Darf ich mich freuen an einem Sommermorgen, an dem Lachen meiner gesunden Kinder, an den ersten Tomaten und Brombeeren und Äpfeln und Wildpflaumen, wenn Teile dieser Welt brennen?
…
Segen ist soviel mehr als nur materielles Versorgtsein und körperliches Wohlbefinden. Es ist das Zuhausesein in Gott, auch wenn die Welt tobt. Es ist das Aufgeben und die Erkenntnis der Wahrheit über sich selbst und über Gott. Es ist das Aufblitzen von Gottes Güte in Form einer Umarmung, einer Schüssel voller Pflaumen, einer unerwarteten Zuwendung. Es ist das Wissen darum, dass der Morgen kommt. Und sei die Nacht noch so schwarz und der Kampf noch so lang.
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