Bevor mir nun morgen in das neue Schuljahr starten, lasse ich noch ein Ferienfazit und ein paar Fotos meines Sommers hier – eine kurze Zusammenfassung der letzten sechs Wochen voller Eindrücke, Reisen und Begegnungen.
Ich hatte für drei Wochen mein Basislager bei meinen Eltern in der Nähe von Leipzig aufgeschlagen und von dort aus immer wieder kurze Reisen unternommen: ein paar Tage in Dresden, ein paar Tage in Norddeutschland bei meiner Schwester (mit Ostseeausflug und Hamburgbesuch) und ein Tag in der sächsischen Schweiz. Den Rest der Zeit war ich tatsächlich in meiner alten Heimat, habe Freunde getroffen, getanzt, gelesen und – was für mich immer das Schönste ist – draußen geschlafen.
Draußen schlafen
Das hier ist mein Draussenbett. Es steht unter einem Nussbaum im Hof meiner Eltern. Eine hochwertige Anglerliege meines Bruders und ein dazugehöriger dicker Schlafsack, der Notfalls auch etwas Regen abhält, sorgen für komfortablen Schlaf. Mein Kopfkissen, ein kleines Dinkelspelzkissen, was ich mir mal für Reisen genäht habe, nehme ich überall hin mit. Das Draussenzimmer habe ich mir mit einem Strauss Sommerastern dekoriert. Blumen machen mir einfach immer gute Laune und nähren meine Seele.
Zwar konnte ich nicht jede Nacht draußen schlafen, weil es anfangs noch regelmässig geregnet hat. Aber die meisten Morgen wachte ich doch mit Blick in den Himmel, das Sonnenspiel durch die Nussbaumblätter beobachtend, auf. Ich liebe es.
Das Knabbershirt
Eines Morgens kam ich ins Bad und sah eine Maus weghuschen. Die hatte sie über den Efeu und das angekippte Fenster ins Bad geschlichen. Später beim Wäsche aufhängen fiel mir auf, dass einige unserer Sachen Knabberspuren hatten: mein Top, die Unterhose des Sternguckers und einer meiner BH’s. Die Maus hat für viel Spaß und Unterhaltung gesorgt.
Durch den Wald und die Geschichte
Bevor ich zu meinen Eltern gefahren bin, habe ich mir in München noch neue Laufschuhe gekauft. So lange schon standen die auf meinem Einkaufszettel, weil die alten schon auseinander fielen. Die Laufschuhe nutzte ich direkt, um meine Laufrunden wieder aufzunehmen. So joggte ich täglich durch meinen Kindheitswald, ganz gemütlich mit kleinen Foto- und Gehpausen. Dabei kam ich an den alten Schießmauern vorbei, die Teil meiner Kindheit waren. Schießmauern und Russenbunker.
Ganz in der Nähe waren Kasernen der russischen Armee. Im Wald gab es Übungsbunker und Schießmauern. Ich weiss gar nicht, ob sie in meiner Kindheit noch aktiv genutzt wurden, aber wir haben mit Vorliebe darin gespielt. Es war immer ein bisschen Nervenkitzel, weil wir nicht wussten, was wir dort finden würden. Eine Mischung aus Zivilisation und Wildnis, eben die Faszination von Lost Places und gleichzeitig zeitgeschichtliches Dokument.
Spannend, was wir an Erinnerungen und Geschichten in uns tragen und wie sehr sich die Lebensrealität innerhalb von ein paar Jahren verändern kann.
Im Artjournal
Im August ist auch wieder das August Art Journal entstanden. 16 Videos habe ich gedreht und geschnitten, Emails verschickt und mit Freude mitverfolgt, wie die Impulse umgesetzt wurden. Einen Teil konnte ich bereits im Juli vorbereiten, sodass die Arbeit im August leicht von der Hand ging, und ich viel Zeit für Ferien und Genuss hatte.
Ich habe diesmal keine Urlaubserlebnisse darin festgehalten, sondern mit an das Konzept Schwarz-Weiss und Kontrastfarbe (Pink) gehalten.
Hier kannst du alle Videos anschauen oder hier auch nur das Durchblättervideo von meinem August Art Journal.
Dankbar
Am Ende des Monats gab es eine Familienfeier. Meine Tante und mein Onkel hatten eingeladen, mit ihnen ihre goldene Hochzeit zu feiern. Wir bereiteten einen kleinen Polterabend vor, es gab eine Grillparty und am Tag darauf ein gemeinsames Essen und eine Bootsfahrt auf der Mulde. Trotz familärer Spannungen im Vorfeld, die durch das Miteinander der vielen Menschen, Generationen, Bedürfnisse und Ansichten aufgetreten waren, war es doch ein schönes Fest. Das schätze ich sehr: wie alles sich wieder fügt und nach Stürmen auch wieder sanft und harmonisch wird. Wie jeder beiträgt, dass wir als Familie zusammen halten, füreinander da sind und einander respektieren.
Ich bin dankbar für die Gespräche mit den Nachbarn und meinem Onkel, für ein spontanes Treffen mit einer Freundin, die Einladung zum Abendessen bei einem Freund, für die Wanderung durchs Elbsandsteingebirge, das Meeresrauschen und den Ferienschlafplatz bei meiner Schwester; dankbar für die schöne gemeinsame Zeit mit dem Jüngsten, die Gastfreundschaft überall. Dankbar dass ich die Wohnung meiner Freundin nutzen durfte und das Eis in der Bahnlounge. Ich habe nackt im Sommerregen getanzt, beim Wandern und Laufen geschwitzt, ich habe köstliche Dinge gegessen, bin viele Schritte gegangen, habe verzauberte Himmel gesehen und Salzwasser auf meiner Haut geschmeckt. Mein Herz ist voller gesammelter Farben für den Winter.
Trauer
Neben all den schönen, emotionalen, intensiven, leichten, freudvollen und bunten Erlebnissen lag auch ein Stück Trauer. Nicht die laute schmerzhafte, sondern eine leise, fast unbemerkte, die sich breit machte. Die Trauer um einen vergangenen Lebensabschnitt, um Dinge die nicht sein sollten, anders geworden sind, geplatzte Träume, anders gestaltete Lebenswege. Die Trauer um meine erste Ehe. Die Trauer, die lange keinen Platz hatte und sich nun schon einiger Zeit ihren Weg sucht und in vielen verschiedenen Facetten zeigt. Eine Trauer, die ok ist und sein darf.
Auf meiner Reise gab es viele Orte, die mich mit meiner Vergangenheit konfrontiert haben und Erinnerungen hochkommen ließen. Das Durchfahren des Bahnhofes in Coswig, Dresden, Hamburg. Erinnerungen an das Kennenlernen des Vaters meiner Tochter, die Zeit, die wir verbracht haben, die Entscheidungen, die wir getroffen haben. Mein Studium, meine Arbeit in Hamburg. Erinnerungen an Freundschaften, Abschiede, Neubeginne. Wie aus einem anderen Leben.
Ich nehme die Trauer wahr, gebe ihr Raum und denke mit einem Lächeln und Dankbarkeit an die diese Zeit zurück. Die Erlebnisse und Erinnerungen sind ein Teil von mir und wichtig gewesen die zu werden, die ich jetzt bin. Mit allem Schmerz, allen Entscheidungen, allen Fehlern und Freuden.
Ferienfazit
Vor den vielen Ortswechseln, der langen Zeit mit meiner Familie und den vielen Reisekilometern mit der Bahn hatte ich etwas Respekt. Jetzt, am Ferienende kann ich sagen, dass ich meine Ferien gut geplant und gut für mich gesorgt habe. Ich bin die meiste Zeit stabil geblieben, konnte mich gut regulieren.
Worauf ich geachtet habe:
- gutes Essen und Nährstoffversorgung (ich hatte die ganze Zeit meine Supplements dabei, kurz vor den Ferien habe ich begonnen, auch Aminosäuren zu nehmen – diese unterstützen unter anderem die Produktion von Hormonen, Enzymen und Neurotransmittern)
- ausreichend Pausen und Auszeiten: Mittagsschläfchen, Laufrunden und Spaziergänge, Rückzugsmöglichkeiten im Familientrubel
- Achtsamkeit: was tut mir im jeweiligen Moment gut, was brauche ich gerade? Kontakt oder Alleinzeit, Atmung, Kreativität. Welche Gefühle zeigen sich gerade? Kann/will ich ihnen Raum geben? Dürfen sie da sein, sich ausdrücken?
Ich blicke also auf einen reichen, bunten und schönen Sommer zurück und freue mich nun auf den Spätsommer und Herbst.
Hat dir der Beitrag gefallen? Wie StrassenkünstlerInnen der Hut, steht hier im Blog eine virtuelle Teekasse. Wenn du magst, kannst du mir einen Tee ausgeben. Oder Farben und Papier. Danke für die Wertschätzung <3
Ach Ramona, so ein schöner lebendiger Text. Und danke, dass die Trauer auch gewürdigt wird. Liebe Grüße, Andrea
Danke!